Eines vorweg: Natürlich ist es absolut wünschenswert, dass sich Geistliche oder andere Mitarbeitende von Kirchen politisch im Ehrenamt engagieren. Davon lebt unsere Demokratie. Was Abgeordnete in Gemeindevertretungen und Stadtparlamenten leisten, wird viel zu wenig gewürdigt. Aber natürlich sollten sich alle Gedanken machen, für welche Partei man sich einsetzt – und das gilt gerade für Kirchen-Mitarbeitende.
Die Rostocker Ökumene-Pastorin Melanie Dango zählt zu den Gründungsmitgliedern des „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) und hat bei den Kommunalwahlen für die neue Partei jetzt einen Sitz im Kreistag der Mecklenburgischen Seenplatte erobert. Im Interview mit evangelische-zeitung.de erzählt sie, es treibe sie sehr um, dass die AfD so viele Stimmen bekomme. Deshalb wollen sie den Menschen eine „seriöse Alternative“ anbieten.
Bündnis Sahra Wagenknecht: Angriffe und Zuspitzungen
Und hier wird das Verhalten der Pastorin kompliziert. Auch wenn sich Sahra Wagenknecht von der AfD abgegrenzt hat: In der Art und Weise, wie beide Parteien Politik machen, ähneln sie sich leider. Beide Parteien setzen in der politischen Auseinandersetzung immer wieder auf Zuspitzungen und auf frontale Angriffe auf den Gegner. Beide bieten gern einfache Lösungen an, die den Menschen nichts kosten sollen und doch so leicht umzusetzen wären. „Seriös“ geht anders.
Stichwort einfache Lösungen: Einen äußerst restriktiven Kurs fährt die Wagenknecht-Truppe in Sachen Migrationspolitik. Abgelehnte Asylbewerber ohne Schutzstatus sollen keine Geldleistungen mehr bekommen. Klingt gut, kommt bei manchen Leuten sicherlich an – ist aber, vorsichtig gesagt, nicht zu Ende gedacht. Denn das Bundesverfassungsgericht verlangt schon lange ein Grundrecht auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums. Wie das ohne Geldleistungen möglich sein soll, ist völlig unklar. Und ob so etwas christlich ist, dahinter darf man ein dickes Fragezeichen setzen.
Pastorin engagiert sich fürs Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW)
— Evangelische Zeitung (@Evangelische) June 20, 2024
Ihre Ablehnung von Waffenlieferungen treibt der BSW die Wähler in die Arme. Pflichtschuldig verurteilt die Partei den russischen Angriff auf die Ukraine, um dann gleich wieder die Kritik in Richtung Ukraine zu lenken. Als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im Bundestag spricht, verlassen die BSW-Abgeordneten geschlossen den Saal. Sie boykottieren für ein paar Stimmen den Regierungschef eines demokratischen Landes, das sich seit mehr als zwei Jahren einem brutalen Angriffskrieg ausgesetzt sieht. Das ist schäbig, nichts anderes.
Politisches Engagement ist immer zu begrüßen
Melanie Dangos politisches Engagement ist absolut zu begrüßen, genauso wie ihr ernsthaftes Anliegen, die AfD in die Schranken weisen zu wollen. Allerdings hat sie sich die falsche Partei ausgesucht. Eine „seriöse Alternative“ ist das „Bündnis Sahra Wagenknecht“ jedenfalls – weiß Gott – nicht.