Artikel teilen

Papst Franziskus’ längstes Jahr – Megaevent und Reformdruck

Andere in seinem Alter genießen seit mehr als 20 Jahren ihre Rente. Doch Papst Franziskus muss 2025 wieder richtig ran. Das liegt nicht nur am größten katholischen Pilgerevent – auch der Reformdruck nimmt nicht ab.

An Heiligabend beginnt das neue Jahr im Vatikan. Dies dauert länger als 365 Tage, nämlich bis zum 6. Januar 2026. Fünf große Tore – die Heiligen Pforten – werden sich in diesem Zeitraum öffnen und wieder schließen, nachdem Abertausende Pilger sie durchschritten haben. In hohem Alter von 88 Jahren steht Papst Franziskus mit dem Jubiläum ein besonders ereignisreiches Jahr bevor.

Alle 25 Jahre ruft die katholische Kirche zu ihrem größten Pilgerereignis nach Rom. Während des Heiligen Jahres 2025 gibt es besondere Jubiläen – “Giubileo” heißt das Event auf Italienisch – für verschiedene Personen- und Berufsgruppen. Darunter sind Veranstaltungen für Journalisten, Sportler, Künstler, Politiker, Chöre, Ehrenamtliche, Migranten, Bedürftige, Kranke, Justizmitarbeiter oder Häftlinge. Ein mehrtägiges Giubileo für Jugendliche, also eine Art kleiner Weltjugendtag, ist im Sommer geplant.

Sie alle wollen, wie die übrigen Pilger auch, den Papst sehen. Der räumt dafür in seinem Terminkalender einen weiteren Platz frei. Neben den Generalaudienzen an jedem Mittwoch, möchte Franziskus alle zwei Wochen die große Audienzhalle im Vatikan öffnen und Besucher willkommen heißen. Es soll ein Treffen für “alle, alle, alle” sein – wie Franziskus regelmäßig die Offenheit seiner Institution bezeichnet. In diesem Fall bedeutet das: Teilnehmende brauchen keine Eintrittskarten – wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Viel Platz für große Auslandsreisen bleibt da nicht. Doch wenigstens für ein weiteres Jubiläum will Franziskus eine Ausnahme machen. 2025 jährt sich das Konzil von Nizäa zum 1.700. Mal. Im Jahr 325 wurde bei der ersten großen Versammlung der Kirchengeschichte das zentrale christliche Glaubensbekenntnis formuliert. Den 1.700. Jahrestag wollen Orthodoxe, Katholiken und vermutlich auch andere Konfessionen gemeinsam begehen – unter anderem Mitte des Jahres am damaligen Tagungsort im heutigen Iznik in der Türkei.

Weitere Reisepläne gibt es bislang nicht. Den Wunsch, einmal sein Heimatland Argentinien zu besuchen, äußerte Franziskus zuletzt nicht mehr.

Obwohl sie anstrengend sind, dürfte aus gesundheitlicher Sicht nichts gegen eine längere Auslandsreise sprechen. Nachdem er noch Anfang 2024 mit einem anhaltenden Atemwegsinfekt kämpfte, zeigte sich Franziskus in der zweiten Jahreshälfte weitgehend fit, absolvierte zwei längere Auslandsreisen – darunter die längste seiner bisherigen Amtszeit – nach Südostasien und Ozeanien.

In seinem eigenen Kleinstaat hat der Papst ohnehin genug zu tun. Die finanzielle Schieflage, damit verbundene dringliche Sparmaßnahmen und der daraus folgende Unmut der Mitarbeitenden dürften dem Staatschef auch im kommenden Jahr Kopfzerbrechen bereiten.

Und dann wäre da noch das päpstliche Lieblingsprojekt Weltsynode. Die ist zwar eigentlich abgeschlossen, die Vorschläge für mehr Mitwirkung aller Katholiken sind angenommen und zur Umsetzung bereit, doch es fehlt eine “Kleinigkeit”. Vor der letzten Versammlung im Oktober wurden zehn Themenblöcke in Arbeitsgruppen ausgegliedert, darunter Fragen ums Bischofsamt und zur Rolle der Frau in der Kirche. Um letzteres kümmert sich zum einen die vatikanische Glaubensbehörde, speziell zu einem weiblichen Weiheamt neuerdings ein weiterer Ausschuss.

Die ursprünglichen Arbeitsgruppen sollen ihre Ergebnisse im kommenden Jahr vorlegen. Wann ein Ergebnis zu einem möglichen Diakonat der Frau erwartet werden kann, ist ungewiss. Die Rufe nach Reformen in dieser Frage werden aber mit Gewissheit anhalten. Es wird ein anstrengendes Jahr für Papst Franziskus – nicht nur, weil es mehr Tage hat.