Die katholische Kirche hat 18 neue Papstwähler. Insgesamt 21 Männer erhob Papst Franziskus am Samstag zu Kardinälen. Von neuen wie alten Würdenträgern fordert das Kirchenoberhaupt Gehorsam und Teamgeist.
Rot und grün – diese beiden Farben dominieren am Samstagmorgen auf dem Petersplatz, als Franziskus 21 Männer in einer feierlichen Zeremonie in lateinischer Sprache in den Kardinalsstand erhebt. Zwischen Olivenbäumen, Zypressen, Gräsern und Alpenveilchen bekennen die neuen Titelträger ihren Glauben und schwören lebenslange Treue und Gehorsam gegenüber Christus, der Kirche, dem Papst und seinen Nachfolgern. An einer möglichen Papstwahl dürften die unter 80-Jährigen von ihnen ab sofort teilnehmen.
Papst Franziskus fordert die neuen Kardinäle zur Furchtlosigkeit auf, übergibt dann jedem von ihnen die neuen Insignien persönlich. Kleine Schildchen mit dem jeweiligen Namen verhindern dabei eine Verwechslung der Würdezeichen. Unter Applaus und mit nur einem kleinen Stolperer folgt dann zwanzigmal der gleiche Ablauf: Der Kandidat kniet sich vor den Papst. Franziskus überreicht ihm das Ernennungsdokument, setzt ihm den roten Hut, das Birett, auf den Kopf und steckt ihm den Kardinalsring an den rechten Ringfinger.
Einer der neuen Kardinäle nimmt an der Prozedur unter strahlend blauem Himmel nicht teil: Der 96 Jahre alte Kapuzinerpater Luis Pascual Dri konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht anreisen. Er erhält seine Insignien in Buenos Aires, der Heimatstadt von Papst Franziskus. Dri arbeitet dort als Beichtvater in einer Wallfahrtskirche.
Mit den 21 neuen sogenannten “Purpurträgern” – die rote Seide für die Gewänder wurde vor der Feier noch knapp – besteht das Kardinalskollegium nun aus 242 Kardinälen. Den nächsten Papst dürfen aber nur diejenigen wählen, die zum Zeitpunkt des Papsttodes oder -rücktritts unter 80 Jahre alt sind. Das sind derzeit 137 Männer. Von den neuen Kardinälen liegen 18 unterhalb der Altersgrenze.
Bodenständig und nahbar wirkten die meisten Neuen bei Interviewgelegenheiten im Vorfeld. Sie folgen damit der Linie des aktuellen Papstes, dessen Priorität vor allem in der Seelsorge liegt. Wenig überraschend ist auch Franziskus’ Nähe zum heimatlichen Südamerika und die weitere Internationalisierung des Kollegiums. Die Erzbischöfe von Bogota in Kolumbien und Cordoba in Argentinien dürfen nun Rot tragen. Ebenso wie die Erzbischöfe von Madrid und Kapstadt. Im Kollegium sind nun auch Juba im Südsudan und Penang in Malaysia vertreten.
Der internationale Aspekt ist auch Thema in der Predigt von Papst Franziskus, es geht um die Einheit der katholischen Kirche in der Vielfalt. Sein Kollegium vergleicht der Papst mit einem Symphonieorchester. Jedes Instrument leiste seinen Beitrag, manchmal allein, manchmal im Zusammenspiel mit einem anderen, manchmal mit dem gesamten Ensemble. Diese Vielfalt sei notwendig und unverzichtbar, so der 86-Jährige.
Zugleich müsse sich aber jeder Klang in das Gesamtkonzept einfügen – keine Abspaltungen, keine Alleingänge, so der Subtext in der Ansprache des Papstes an seine Würdenträger. Und von sich selbst als Leiter des Orchesters sagt er: “Er muss mehr zuhören als alle anderen, und gleichzeitig ist es seine Aufgabe, jedem Einzelnen und dem ganzen Orchester zu helfen, eine möglichst große kreative Treue zu entwickeln, eine Treue zum aufgeführten Werk, aber kreativ, fähig, dieser Partitur eine Seele zu geben, sie im Hier und Jetzt auf einzigartige Weise zum Klingen zu bringen.”
Für Kontroversen im Vorfeld sorgte der Name des neuen vatikanischen Chefdogmatikers Victor Fernandez. Missbrauchs-Betroffene demonstrierten in Rom gegen seine Erhebung zum Kardinal. Ihr Vorwurf: Als Erzbischof von La Plata habe er nicht angemessen auf drei Missbrauchsfälle reagiert. Der 61-jährige Argentinier ist als Leiter der Glaubensbehörde jetzt auch weltweit für die Verfolgung von Missbrauchstätern zuständig.
Das festliche Konsistorium auf dem Petersplatz bildet den Auftakt für eine Reihe von Großereignissen im Vatikan. Schon am Abend sollte sich der Petersplatz erneut füllen. Zu einem großen Gebetstreffen wurden rund 3.000 Jugendliche aus aller Welt erwartet, außerdem Papst Franziskus und weitere christliche Kirchenführer. Auch zwei Pilger-Gruppen aus Deutschland hatten sich angekündigt.
Diese Vigil sollte als stimmungsvoller Auftakt für die kommende Weltsynode inszeniert werden. Ab Mittwoch werden über 400 Teilnehmer und Teilnehmerinnen im Vatikan einen Monat lang über die Zukunft ihrer Kirche beraten; unter den Synodalen sind auch etliche der neuen Kardinäle.