Die Zeit von Gründonnerstag bis Ostermontag ist die wichtigste im Kirchenjahr. Der Papst warnt zum Auftakt Priester vor abwertenden Urteilen gegen Menschen, die nicht glauben.
Papst Franziskus hat an Gründonnerstag Priester und Bischöfe zu Reue und Solidarität aufgerufen. “Von uns, seinen Hirten, verlangt der Herr keine abwertenden Urteile über diejenigen, die nicht glauben, sondern Liebe und Tränen für diejenigen, die weit weg sind”, sagte der Papst bei der traditionellen Chrisam-Messe im Petersdom in einer langen und inhaltlich anspruchsvollen Predigt.
Weiter führte er aus: “Die schwierigen Situationen, die wir sehen und erleben, der Mangel an Glauben, die Leiden, denen wir begegnen, wecken, wenn sie mit einem reuevollen Herzen in Berührung kommen, nicht unnachgiebige Polemik, sondern Beharrlichkeit in der Barmherzigkeit.”
Die Priester und Bischöfe rief der Papst auf, sich von Härte und Schuldzuweisungen, Egoismus und Ehrgeiz, Starrheit und Unzufriedenheit zu befreien, “um uns Gott anzuvertrauen und um ihm die Menschen anzuvertrauen und in ihm einen Frieden zu finden, der uns in jedem Sturm rettet”.
Reue sei kein niederschmetterndes Schuldgefühl, sondern ein heilsamer Stich, predigte der Papst. Das Herz sehe die eigene Boshaftigkeit und öffne sich so für das Wirken des Heiligen Geistes. Dabei dürfe Reue nicht mit Selbstmitleid verwechselt werden. Sie verleihe Frieden und sei ein Mittel gegen Hartherzigkeit. “Denn ohne Reue und Weinen verhärtet das Herz.”
Reue drücke sich auch in Solidarität aus, sagte Franziskus. Ein fügsames Herz neige dazu, auch für andere Reue zu empfinden. Vor allem Geistliche sollten “über die Sünden der Kirche und der Welt weinen” und “sich zu Werkzeugen der Fürsprache für alle machen”.
Der Gottesdienst an Gründonnerstag läutete die wichtigsten Tage im Kirchenjahr ein. Rund 1.800 Priester sowie zahlreiche Bischöfe und Kardinäle nahmen an der Chrisam-Messe teil, bei der Franziskus die Öle für Firmung und Krankensalbung weihte. Zudem erneuerten die Geistlichen vor dem Papst ihre Weiheversprechen.
Am späteren Nachmittag wollte Franziskus in einem Frauengefängnis in Rom einen weiteren Gottesdienst feiern. Zwölf weibliche Insassen sollen dort am traditionellen Ritus der Fußwaschung teilnehmen. Weil der Papst derzeit gesundheitlich angeschlagen ist, wurde erwartet, dass ein Priester an seiner statt die Füße der Frauen wäscht.