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Overbeck: Kirche kann Missbrauch nicht alleine aufklären

Kirche kann sexualisierte Gewalt in ihren eigenen Reihen nach den Worten des Ruhrbischofs Franz-Josef Overbeck nicht selbst aufklären. Das könne keine Organisation, wenn es sie selbst betreffe, sagte er den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Online Donnerstag). „Vielleicht haben wir das in der katholischen Kirche lange Zeit nicht eingesehen.“ Trotzdem stehe Kirche in der Pflicht, „Aufarbeitung, Intervention und Prävention sicherzustellen“.

„Aber ganz ohne Zweifel werden wir angesichts der Dramatik der sexuellen Gewalt in der gesamten Gesellschaft darauf hinwirken müssen, dass hier auch der Staat gefragt ist, Mit-Verantwortung zu übernehmen“, unterstrich Overbeck. „Wir kommen als Kirche alleine an Grenzen.“

In der vergangenen Woche hatte das Bistum mitgeteilt, dass seit 2011 gegen den Gründerbischof des Ruhrbistums, Kardinal Franz Hengsbach (1910-1991), „gravierende“ Missbrauchsvorwürfe erhoben worden seien. Die bisher bekannten drei Fälle beziehen sich auf die 1950er und 1960er Jahre. Einer wurde jedoch wieder zurückgezogen. Die aktuellen Nachforschungen wurden durch eine Person ausgelöst, die sich im vergangenen Oktober bei den Ansprechpersonen des Bistums Essen gemeldet und angegeben hatte, dass sie im Jahr 1967 einen sexuellen Übergriff durch Franz Hengsbach erlitten habe.

In einem am vergangenen Freitag veröffentlichten Schreiben an die Gemeinden hatte Overbeck um Entschuldigung gebeten. Nachdem ein erster Vorwurf 2011 bekannt geworden und von der Kongregation für die Glaubenslehre als nicht plausibel eingestuft wurde, habe er nichts weiter unternommen, weil er den Fall als bearbeitet angesehen habe. Er habe deshalb auch ein Forschungsteam nicht auf diesen Vorgang aufmerksam gemacht, das die im März vorgestellte Aufarbeitungsstudie zu sexuellem Missbrauch im Bistum erarbeitet hatte.

Am Montagmorgen wurde die Statue des früheren Kardinals vor dem Essener Dom abgebaut und eingelagert. Die Stadt Essen hatte zudem erklärt, den im Stadtzentrum gelegenen Kardinal-Hengsbach-Platz umzubenennen.