Meine Oma war eine Meisterin im Osternester verstecken. Einmal steckte eines im Schuppen angebracht zwischen den Gartengeräten und der Wand. Oder im Himbeerstrauch oder auf den Ästen der alten Tanne.
Aber nicht nur das – auch Omas selbst gebackenen Osterlämmern eilte ein Ruf voraus. „Die sind wichtiger als der Osterhase“, sagte sie immer. So ein leckeres Lamm gehörte in jedes Nest. Dabei hatte sie nicht nur für uns Enkelkinder eines versteckt. Nein. Es war immer klar, wer Ostern zu Besuch kommt, der sucht auch ein Osternest. So auch ihre fünf Kinder noch, als diese längst schon selbst Kinder hatten.
Einmal waren alle da – an die 20 Personen. Und vor dem Kaffeetrinken verkündete meine Oma, wir sollten doch mal sehen, was der Osterhase gebracht hat. Das war eine fröhliche Sucherei. Jedes Nest war mit Namen versehen, denn sie hat besondere Vorlieben Einzelner immer berücksichtigt. So konnte die Suche schon einige Zeit dauern.