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Osnabrück demonstriert still für Herzensangelegenheiten

Eine Demonstration für Herzlichkeit. Für Ruhe, für Toleranz. Derartige Anliegen sollen die Schilder transportieren, mit denen am 1. Juni eine Gruppe durch Osnabrücks Innenstadt zieht.

Mit Plakaten wird in Osnabrück demonstriert.
Mit Plakaten wird in Osnabrück demonstriert.privat

Demonstrationen sind meist laut – mit engagierten Reden, Trillerpfeifen, Sprechchören und Musikbegleitung werden höhere Löhne gefordert, mehr Anstrengungen für den Klimaschutz verlangt, oder es wird vor antidemokratischen Parteien gewarnt. Eine kleine Gruppe von Menschen in Osnabrück wählt jetzt eine andere Form, um die Öffentlichkeit auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen: Sie lädt am Samstag, 1. Juni, um 11 Uhr erstmals zu einer stillen Demonstration ein.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wollen an diesem Samstag vom „Zauberwürfel“ am Neumarkt aus hintereinander schweigend zwei Kilometer durch die Osnabrücker Innenstadt gehen. Dabei tragen sie an ihrem Körper DIN-A3-Plakate. Auf der Vorderseite ist das Leitthema der stillen Demonstration „Was ich wirklich brauche …“ zu lesen. Auf dem Rücken kann jeder in großen Buchstaben Begriffe notieren, die ihm wichtig sind. Die Organisatoren haben dazu einige Vorschläge gemacht, wie zum Beispiel Achtsamkeit, Dankbarkeit, Frieden, Gerechtigkeit, Herzlichkeit, Liebe, Mitgefühl, Naturschutz, Ruhe, Solidarität, Toleranz und Zeit für mich.

Nicht die Teilnehmerzahl ist entscheidend

„Was ich wirklich brauche als Mensch, gibt es oft nicht zu kaufen. Verbundenheit und Freundschaft, Wohlwollen und Gerechtigkeit, Mut und Lebensfreude gibt es nicht für Geld. Sie gibt es, wenn wir als Menschen fair und gerecht miteinander umgehen. Wenn ich darauf achte, was ich wirklich brauche. Das kann mir mehr Zeit und Zusammengehörigkeit, Freiheit, Frieden und Gelassenheit schenken“, heißt es im Aufruf zur stillen Demonstration, die von der Kapelle der Stille und dem Forum für Integrale Spiritualität und Lebensgestaltung organisiert wird. Sie weisen darauf hin, dass ein üppiger Lebensstil und der übermäßige Verbrauch von Ressourcen die natürlichen Lebensgrundlagen zerstört, und betonen: „Wir wissen viel, aber handeln (zu) wenig. Einen neuen, meditativen Anstoß zur Veränderung möchten deshalb Menschen geben, denen Achtsamkeit und Frieden, Umwelt- und Naturschutz am Herzen liegen.“

„Die Aktion wird jetzt im Kirchenkreis bekannt gemacht. Wir haben bislang 15 Anmeldungen und freuen uns, wenn wir 30 Personen werden, die mitmachen“, sagt Gunhild Seyfert, Mitarbeiterin der Kapelle der Stille. Sie fügt hinzu: „Für uns ist nicht die Teilnehmerzahl entscheidend, sondern dass wir sichtbar auf unsere Anliegen hinweisen und Passanten zum Nachdenken anregen.“ Begleiter werden Handzettel in der Innenstadt verteilen, auf denen die Hintergründe der Aktion erläutert werden. Sie stehen auch für Gespräche bereit.

Infos zur Kapelle der Stille

Die Kapelle der Stille ist ein Netzwerk von Kirchengemeinden und evangelischer Familienbildungsstätte im Kirchenkreis Osnabrück, die unter anderem Taizégebete, Friedensyoga, Meditationen, meditative Gottesdienste, meditatives Singen, einen Chor und einen Buchklub anbieten. Das Forum für Integrale Spiritualität und Lebensgestaltung ist ein Osnabrücker Verein, der spirituelle Übungen wie Taiji, Qigong, Yoga, Achtsamkeitstraining, Meditation und Kontemplation fördert (www.fis21.de).

Wer an der stillen Demonstration teilnehmen möchte, sollte sich darauf vorbereiten und wird um Anmeldung bei Gunhild Seyfert gebeten: telefonisch unter 0541/99 87 97 77 oder per E-Mail an gseyfert@kapelle-der-stille.de.