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Oschmann: Vorstellungen zum Osten wie im Kalten Krieg

Nach Ansicht des Leipziger Germanistikprofessors und Publizisten Dirk Oschmann wird Ostdeutschland in den Medien noch immer unzureichend und teilweise falsch dargestellt. Es gebe auch 35 Jahre nach der deutschen Einheit noch immer Vorstellungen und Schemata wie im Kalten Krieg, sagte Oschmann am Mittwoch in einem Vortrag bei den Medientagen Mitteldeutschland in Leipzig. Zudem würden Strategien gepflegt, die „den Osten diffamieren und ignorieren“.

Ostdeutschland werde immer „als Block behandelt, in dem alle gleich sind“, sagte Oschmann. Auch das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ „verurteile und beurteile, ohne sich auf die Gegebenheiten im Osten einzulassen“. Dieses Menschenbild sei von großer Verachtung geprägt. Oschmann attestierte dem Magazin eine „unterirdische journalistische Arbeit“.

Der Publizist kritisierte zudem die „Hamburger Morgenpost“, die im Zusammenhang mit dem Thema Rechtsextremismus das Bundesland Sachsen als einen „Schandfleck“ bezeichnet habe. Praktiziert würden in Medien „immerzu Auslöschungsmechanismen und Diskriminierungsformen“, sagte der Germanist: „Der Osten kommt nicht vor, außer, dass er diffamiert wird.“

Oschmann hatte 2023 das Buch „Der Osten: eine westdeutsche Erfindung“ vorgelegt. Darüber sagte er: „Ich habe ein Buch über den Westen geschrieben.“