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Ordnen, tauschen und ergänzen – die bunte Welt der Sammelbilder

Einen Hauch von Nostalgie präsentiert die Badische Landesbibliothek in Karlsruhe in der Ausstellung „Wissen in Bildern – die bunte Welt der Sammelalben“, die am Dienstag (25. Februar) eröffnet wird. Gezeigt werden bis zum 27. September Sammelbilder von 1872 bis in die 1960er Jahre. „Die Bilder sind Zeugnisse der Werbeindustrie, aber auch der Kulturgeschichte“, sagte die Kuratorin, Julia Freifrau von Hiller, am Freitag vor Journalisten.

Sammelbilder wurden vor gut 150 Jahren erfunden, die Firma Liebig begann im Jahr 1872 mit der Produktion. Bildinhalte, Herstellungstechniken und Vertriebswege hätten sich gewandelt, doch das Erfolgskonzept der Markenbindung sei immer gleichgeblieben, betonte von Hiller. Es werde geordnet und sortiert, getauscht und komplettiert.

Die Marketingidee der Firma Liebig, die mit den Sammelbildern ihren „Fleischextrakt“ bekannt machte, fand rasch Nachahmer. Von Schokolade bis Nähseide legten Firmen wie Stollwerk oder Gütermann die bunten Sammelbildchen ihren Produkten bei. Im Fokus der Werbeindustrie standen schnell Kinder.

Man habe auf den „Quengelfaktor“ gesetzt, ist auf der Textfahne zu Märchen und Schwänke zu lesen. Doch die Reklamesammelbilder seien mehr als Konsumgeschichte, betonte von Hiller. „Fleißig sammelnd konnten Familien sich so richtig schöne Märchenbücher zusammenstellen, für wenig Geld“, sagte sie. Beim Sammeln von Flugzeugen oder Länderflaggen hätten sie sich zudem selbst „Weltwissen“ erarbeitet.

„Damals waren die Bilder eine Rarität“, verweist die Kuratorin auf die teilweise wie kleine Kunstwerke in Chromolithographie-Technik hergestellten Bilder. Heute ermögliche der Digitaldruck die massenhafte Produktion etwa von Pokémon- oder Panini-Karten. „Die Bilder braucht man heute im Grunde nicht mehr“, sagte sie, denn Bilder könne mit dem Smartphone heute jeder machen.

Die Ausstellung gibt einen Überblick über die Entwicklung der Sammelbilder. Einen Schwerpunkt setzt sie bei den Sammelbilderalben badischer Firmen wie der Firma Heinrich Schlinck & Cie aus Mannheim, die 1894 das Patent für die „Mannheimer Cocosbutter“ erhielt, bekannt unter dem Markennamen „Palmin“. Auch die 1810 in Heidelberg gegründete Firma Landfried und die Baden-Badener Firma Batschari (1930) setzten auf Sammelbilder zur Vermarktung ihrer Tabakprodukte.

Die Vitrinen sind nach Motiven sortiert: Heimat und Fremde, die Nibelungensage, Märchen und Schwänke geben Einblick in eine Zeit bis Ende der 1920er Jahre. Filme und Schauspieler sowie Staat und Sport spannen den Bogen bis in die 1960er Jahre. Mancher Fußballfan mag sich daran erinnern, wie er, Sammelbildern sei Dank, bis heute die Aufstellung der Weltmeisterschaftself von 1954 kennt.

Eingesetzt wurden die Sammelbilder ab 1932 zu Propagandazwecken des NS-Regimes. Unter der Rubrik „Film“ sind zudem Bilder von verfolgten jüdischen Schauspielerinnen und Schauspielern zu sehen. Kulturgeschichtlich interessant sind mit der Erfindung der Zigarette die „Zigarettenbilder“, die gegen einen „Scheck“ in der Zigarettenpackung eingelöst werden konnten.
„Die Alben waren alle so konzipiert, dass man sie innerhalb eines Jahres voll bekam“, sagte von Hiller dem Evangelischen Pressedienst (epd). Somit war dem Sammler ein „Erfolgserlebnis“ garantiert. Sei das Album voll, habe der Besitzer viel Zeit und Geduld investiert und es danach für eine Weile noch als kostbaren Schatz gehütet.

Die Badische Landesbibliothek hat viele Sammelalben als dauerhafte Spende erhalten. Sie ruft auch dazu auf, ihr private Sammelalben für eine Woche der Ausstellungslaufzeit zu überlassen. Diese werden in einer Vitrine als „Sammelalbum der Woche“ präsentiert. (0412/21.02.2025)