Halbzeit bei der Leipziger Buchmesse: 88.000 Gäste haben die Veranstalter an den ersten beiden Tagen gezählt. 2023 seien es im gleichen Zeitraum rund 72.000 Fans gewesen, teilte die Leipziger Buchmesse mit.
Auf einem Podium gab der israelisch-deutsche Philosoph Omri Boehm am Freitag Auskunft über sein Werk „Radikaler Universalismus“. Er betonte die Bedeutung und Kraft von Freundschaft und Hoffnung. „Es gibt eine Pflicht, Freunde zu sein“, sagte Boehm. Dies lasse sich „auch als politische Freundschaft denken“. Zudem gebe es die „Pflicht zur Hoffnung“.
Thomas de Maizière über „Entfremdung in der Gesellschaft“
Boehm ist diesjähriger Träger des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung. Geehrt wurde er für sein Buch „Radikaler Universalismus“. Die Buchmesse würdigte das Werk als einen „kühnen Entwurf, der in seiner Furchtlosigkeit einen Ausweg aus der festgefahrenen Identitätsdebatte eröffnet.“
Im „Forum Offene Gesellschaft“ diskutierten am Nachmittag die „Tagesthemen“-Moderatorin Jessy Wellmer und der frühere Bundesinnenminister, Thomas de Maizière (CDU), über das Thema „Entfremdung in der Gesellschaft“. De Maizière appellierte an die Ostdeutschen, selbstbewusst zu sein und stolz auf die eigene Geschichte. „Es gibt keinen Maßstab West, wir sind ein Land“, sagte er.
Berliner Verlag AvivA mit dem Kurt-Wolff-Preis 2024 ausgezeichnet
Wellmer ist Autorin des Buchs „Die neue Entfremdung“ über eine ihrer Ansicht nach neue Spaltung zwischen Ost und West. Die ältere ostdeutsche Generation habe enormen Redebedarf, sagte Wellmer auf dem Podium. Immer noch beschäftige diese eine moralisch-bevormundende Haltung des Westens aus der Zeit der Wiedervereinigung. Dies berge viel Frust, der jetzt wieder aufbreche.
Am Freitag wurde auf der Buchmesse zudem der Berliner Verlag AvivA mit dem Kurt-Wolff-Preis 2024 ausgezeichnet. Geehrt wurde damit der „Spürsinn für weibliche Stimmen der Weltliteratur“. Die Auszeichnung ist mit 35.000 Euro dotiert. Der Verlag wurde 1997 von der Literaturwissenschaftlerin und Kunsthistorikerin Britta Jürgs gegründet und hat seinen Sitz in Berlin-Moabit. Der Preis ist nach dem Verleger Kurt Wolff (1887-1963) benannt.
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Bereits am Donnerstag waren die Preise der Leipziger Buchmesse übergeben worden. In der Kategorie Belletristik erhielt die Auszeichnung die in Wien lebende Autorin Barbi Markovic für ihr Buch „Minihorror“.
Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier von Protesten überschattet
Die Buchmesse war am Mittwochabend im Leipziger Gewandhaus eröffnet worden. Mutmaßlich propalästinensische Aktivistinnen und Aktivisten störten dort Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei seinem Grußwort.
Auch der Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Tag darauf war von Protesten überschattet. Während seiner Rede in der Alten Börse zum Doppeljubiläum 75 Jahre Grundgesetz und 35 Jahre friedliche Revolution riefen Aktivistinnen mehrfach Parolen wie „Stopp den Genozid!“ und „Sie sind mitschuldig am Völkermord!“
Noch bis Sonntag präsentieren sich in Leipzig mehr als 2.000 Aussteller aus 40 Ländern. Den Gastlandauftritt gestalten die Niederlande und Flandern unter dem Motto „Alles außer flach“. Die Buchmesse 2025 ist für den 27. bis 30. März geplant. Gastland wird dann Norwegen sein.