Die Opferschutzbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen, Barbara Havliza, hat im Rechtsausschuss des Landtags über häusliche Gewalt gegen ältere Menschen, etwa im Bereich der Pflege, gesprochen. In einem mündlichen Bericht thematisierte sie am Mittwoch in Düsseldorf auch die Problematik, im Bereich der innerfamiliären Gewalt geeignete Lösungsansätze zu finden. „Häusliche Gewalt erleben wir zunehmend bei alten Menschen, leider erfahren wir davon viel zu selten.“
Generell forderte sie mit Blick auf häusliche Gewalt, etwa gegen Frauen, vor allem die Kontakte und die Kommunikation zwischen den Behörden zu verbessern. Da laufe eine Menge nicht rund, kritisierte Havliza. „Es kann zum Beispiel nicht sein, dass Frauenberatungsstellen ihren Klientinnen von einer Anzeige abraten, wenn sie zu Hause misshandelt werden.“
Als ihre bislang größte Herausforderung bezeichnete Havliza, die ihr Amt im vergangenen Jahr antrat, die Betreuung der Opfer und Angehörigen des islamistisch motivierten Messeranschlags von Solingen im August des Jahres, bei dem drei Menschen getötet und acht Menschen verletzt wurden. Auf Informationsveranstaltungen und bei Runden Tischen habe sie feststellen können, wie belastet Betroffene und ihre Angehörigen seien. In solchen Großlagen sei sie mit ihrem vierköpfigen Team „heillos unterbesetzt“. Havliza schlug daher im Gespräch mit den Landtagsabgeordneten vor, bei Bedarf zusätzliches Personal aus dem Justizministerium anfragen zu können
In Strafprozessen sei eine psychosoziale Begleitung der Opfer unbedingt erforderlich, stellte die Beauftragte fest. Sie benötigten eine stärkende Begleitung, denn sonst hielten sie bei dem großen Druck nicht durch, sagte sie. „Da muss sich etwas bewegen, denn nichts ist besser als ein stabiler Zeuge.“
Seit Jahresbeginn bezifferte Havliza die Zahl der von ihrer Stelle betreuten Opfer und Angehörigen in diesem Bereich auf 423. Havliza hatte am 1. März 2023 das Amt der Beauftragten für den Opferschutz des Landes Nordrhein-Westfalen von Elisabeth Auchter-Mainz übernommen. Havliza besitzt langjährige Erfahrungen als Richterin, zuletzt am Oberlandesgericht Düsseldorf. Von 2017 bis 2022 gehörte sie als Justizministerin der Landesregierung des Landes Niedersachsen an. In dieser Funktion machte sie insbesondere den Opferschutz zum Schwerpunkt ihrer Arbeit.
In NRW wurde das Amt eines Opferschutzbeauftragten im 2017 eingerichtet. Zu den Aufgaben gehört die Betreuung von Opfern von Gewalttaten, die Kooperation mit Opferhilfeeinrichtungen, die Zusammenarbeit mit Behörden und Gerichten und die Vorlage von Tätigkeitsberichten. Der zuletzt veröffentlichte, vierte Jahresbericht stammt aus dem Jahr 2022.