Artikel teilen:

Notfallseelsorgerin nach Aschaffenburg: “Kinder trauern anders”

Trauer in Wellen: Kinder reagieren laut einer Notfallseelsorgerin anders als Erwachsene auf miterlebte Gewalttaten. Für betroffene Eltern werden Gesprächsangebote gemacht.

Vor allem für Kinder sind Taten wie in Aschaffenburg kaum greifbar
Vor allem für Kinder sind Taten wie in Aschaffenburg kaum greifbarImago / Eibner

Die Notfallseelsorge kann bei Ereignissen wie einem Messerangriff auf Kitakinder an ihre Grenzen kommen. “Man denkt nicht immer das Schlimmste”, sagte die Koordinatorin der Ökumenischen Notfallseelsorge für die rheinland-pfälzische Stadt Trier und den angrenzenden Landkreis, Daniela Standard, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Trier. Am Mittwoch hatte nach Polizeiangaben in Aschaffenburg ein 28-jähriger Afghane eine Kitagruppe mit einem Messer angegriffen und zwei Menschen getötet.

Standard räumte ein, anders als Schulen seien Kindertageseinrichtungen als mögliche Einsatzorte für Notfallseelsorge bisher nicht im Blick gewesen. Die Kommunikation mit Kindern nach traumatischen Erlebnissen unterscheide sich gegenüber Erwachsenen: “Mit Kindern geht man anders um, denn Kinder trauern anders.”

Seelsorgerin: Trauer bei Kindern erfolgt in Wellen

Was der Tod bedeute, sei manchen Kindern nicht wirklich klar. Das Erfassen des Geschehens erfolge in Wellen. “Schritt für Schritt – und mit Pausen”, erläuterte Standard das kindliche Begreifen eines dramatischen Geschehens, bei dem Menschen gestorben sind. Die Gemeindereferentin war unter anderem nach einer Amokfahrt in Trier im Jahr 2020 im Einsatz.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Evangelische Zeitung (@evangelischezeitung)

Es biete sich an, mit Kindern auch in Gruppenarbeit über das Geschehen zu sprechen und dieses gemeinsam zu betrachten. Wichtig sei, für sie eine Form der Normalität zu schaffen. Wenn möglich, sollten die Kinder zu ihren Familien kommen, wo sie wieder in ihrer gewohnten Umgebung seien. Auch betroffenen Eltern sollten Gespräche angeboten werden.

Aschaffenburg: Notfallseelsorger sind für Eltern da

Manche Familien würden diese Hilfe unmittelbar in Anspruch nehmen, andere seien zurückhaltender. “Es gilt, für Eltern da zu sein – die Trauer und den Schock kann man ihnen allerdings nicht nehmen”, betonte Standard. Auch komme die Notfallseelsorge nur in akuten Situationen zum Einsatz und sei kein Ersatz für langfristige Hilfe.

“Wir müssen auch unsere eigenen Grenzen kennen und fragen, was kann ich selbst aushalten”, sagte die Seelsorgerin. Rund 20 Kräfte hat die Ökumenische Notfallseelsorge in Trier und im Landkreis Trier-Saarburg. Nach eigenen Angaben führt die Notfallseelsorge pro Jahr im Schnitt 100 Einsätze durch – kostenfrei für die Menschen.