Kardinal John Dew sah sich in Neuseeland einem ungeheuren Vorwurf ausgesetzt: Vor Jahrzehnten soll er einen Jungen sexuell missbraucht haben. Doch die Polizei kommt zu einem anderen Ergebnis.
Der neuseeländische Kardinal John Dew (75) ist nach monatelangen Polizei-Ermittlungen von einem Missbrauchsvorwurf entlastet worden. Wie der emeritierte Erzbischof von Wellington am Donnerstag mitteilte, wird gegen ihn in der Sache keine Anklage erhoben; die entsprechende Akte werde geschlossen. Eine separate kirchliche Untersuchung dauert indes an.
Dew war vor rund einem Jahr beschuldigt worden, als Priester in den 70er Jahren einen siebenjährigen Jungen in einem Waisenhaus sexuell missbraucht zu haben. “Ich habe sofort gesagt und sage jetzt wieder, dass es in meinen 48 Jahren als Priester nie Fälle von unangemessenem oder missbräuchlichem Verhalten gegeben hat”, versicherte der Kardinal. Er kenne die betreffende Person nicht, die Anschuldigungen seien falsch. Die von dem angeblichen Opfer geschilderten Ereignisse hätten sich niemals so zutragen können. Zu diesem Ergebnis sei nun auch die Polizei gelangt.
Dew war von 2005 bis 2023 Erzbischof in Neuseelands Hauptstadt Wellington; 2015 nahm ihn Papst Franziskus ins Kardinalskollegium auf. Dews Nachfolger in Wellington, Erzbischof Paul Martin, meldete sich nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen ebenfalls zu Wort. “Das war eine beunruhigende Situation für alle Beteiligten”, so Martin. Er bat die Katholiken darum, “für alle Betroffenen zu beten und Unterstützung anzubieten, wo wir können”.