In der Lauenburger Straße in Kiel entstehen neun neue Wohnungen für Wohnungslose. „Wir wollen einen Beitrag leisten, dass endlich die Wohnungslosigkeit in Schleswig-Holstein schrittweise abgebaut wird“, sagte Bernd Hannemann, Vorstand der Diakonie-Stiftung Schleswig-Holstein, anlässlich des ersten Spatenstichs des Bauprojekts am Dienstag. Gemeinsam mit der Hempels-Stiftung möchte die Diakonie bis Sommer 2025 den Neubau für rund 1,71 Millionen Euro errichten. Ein Großteil der Baukosten werde vom Projekt „Wohnraum für besondere Bedarfsgruppen“ des Landes Schleswig-Holstein getragen. Die Landeshauptstadt Kiel werde die künftigen Kosten für die Beratung und Begleitung der Mieterinnen und Mieter übernehmen.
Mit Wohn- und Schlafraum mit integrierter Küchenzeile, einem Sanitärbereich sowie jeweils einer Loggia oder kleiner Terrasse bieten die 35 Quadratmeter großen Wohnungen Menschen Platz, um wieder auf die Beine zu kommen. Eine Besonderheit seien die barrierefreien Wohnungen mit breiteren Türen und Fluren im Erdgeschoss. Die künftigen Mieterinnen und Mieter erwarte eine Grundmiete in Höhe von 8,50 Euro pro Quadratmeter.
Die neuen Bewohnerinnen und Bewohner werden aus dem Hempels-Umfeld kommen. Sie seien beispielsweise bereits Straßenmagazinverkäufer. „Für die Miete reicht das natürlich nicht“, sagt Catharina Paulsen. Sie verwaltet das 2017 gekaufte Nachbargebäude, in dem bereits zwölf Sozialwohnungen entstanden sind. Die restliche Miete müsse von Grundsicherungen wie Renten oder anderen Sozialleistungen gestemmt werden. Ergänzend bietet die Hilfsorganisation „Kieler Anker“ den Mieterinnen und Mietern wohnbegleitende Hilfen und Beratungen an, die freiwillig in Anspruch genommen werden können.
„Der Wohnungsmarkt in Kiel ist angespannt und versperrt denjenigen Menschen, die durch verschiedene Umstände schon einmal ihre Wohnung verloren haben, die Rückkehr in geordnete Wohnverhältnisse“, sagte Gerwin Stöcken, Stadtrat für Soziales und Wohnen in Kiel. Es gebe mehr als 2.500 wohnungslose Menschen in der Stadt. „2023 wurden 15 Wohnungen an wohnungslose Menschen vermittelt, in diesem Jahr werden es doppelt so viele sein“, sagte Jo Tein, Vorstand der Hempels-Stiftung. Trotzdem sei das Projekt nur ein Anfang. „Wir brauchen mehr Deregulierung auf dem Wohnungsmarkt und eine Verschlankung der Bauvorschriften“, sagte Tein.
Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack hält die Wohnungen für einen „Schritt in eine bessere Zukunft für Menschen, die oft übersehen werden.“ Die Wohnungen sollen eine neue Perspektive bieten und einen Neustart ermöglichen.
Insgesamt sind mehr als 10.000 Menschen in Schleswig-Holstein von Wohnungslosigkeit betroffen oder bedroht. „Dazu planen wir bereits weitere Projekte“, sagte Hannemann. Als Nächstes sollen 16 neue Wohnungen in Schleswig entstehen.