Hamburg. "Hinz&Kunzt"-Chefredakteurin Birgit Müller ist verärgert über ein zweites Straßenmagazin, das seit Anfang April unter dem Titel "Straße Journal" in Hamburg angeboten wird. An die Hamburger Behörden appellierte sie am Freitag, den sozialen Frieden auf der Straße zu bewahren. "Uns hat vor den Kopf gestoßen, dass die Macher sich nicht einmal vorgestellt haben", erklärte Müller am Freitag. Unter Straßenmagazinen gelte eigentlich ein Ehrenkodex, zu dem auch der Gebietsschutz gehört.
Es seien schon "Hinz&Kunzt"-Verkäufer bedroht worden, sagte Müller weiter: "Das wollen wir nicht hinnehmen". Inzwischen hätten sich schon Supermärkte mit Hinz&Künztlern solidarisch erklärt und wollen helfen, wenn es Schwierigkeiten geben sollte. "Und das Abendblatt geht dagegen vor, dass ‘Straße Journal’ einfach ihre Artikel klaut."
Seit 2011 in Holland: das "Straat Journaal Benelux"
Bereits seit 2011 gebe es in Holland das "Straat Journaal Benelux", hat Müller recherchiert. Dort wie hier gehe das "Journal" nach dem gleichen Muster vor: Das Blatt bestehe aus zusammenkopierten Artikeln, die meist ohne Wissen der Urheber und ohne Quellenangabe veröffentlicht werden. "Unsere holländischen Partnerzeitungen in Rotterdam und Haarlem sind schwer in Bedrängnis geraten, weil sich die Verkäufer auf der Straße von den Straat-Journaal-Verkäufern bedrängt fühlten und die Auflage rapide gesunken ist", sagte die Chefredakteurin.
Imageschädigung durch dubioses Blatt
Es mache sie wütend, dass durch ein dubioses Blatt das eigene gute Image beschädigt werden könnte. "Straßenmagazine haben sich weltweit in einem internationalen Dachverband (INSP) zusammengeschlossen", sagte Müller. Zum Ehrenkodex gehöre auch, "dass wir echte Redaktionen haben und uns sozial engagieren". Birgit Müller hatte erst in diesem Januar für ihr Engagement das Bundesverdienstkreuz erhalten. (epd)