Delmenhorst. Vier Zinnsärge stehen in dem Gewölbe unter der Stadtkirche in Delmenhorst. Die letzten Ruhestätten von Graf Anton II., seiner Frau Gräfin Sibylla Elisabeth, ihrer Tochter Sibylla Marie und ihrem Sohn Graf Christian IX. „Die Grafengruft ist eines der wenigen historischen Zeugnisse aus der vorindustriellen Zeit in der Stadt“, betont Pfarrer Thomas Meyer. Denn an das repräsentative Schloss, das früher auf der Burginsel stand, erinnert heute nur noch wenig.
Doch der Zustand der Gruft und vor allem der Zugang zu ihr sind nicht sonderlich repräsentativ. Deshalb sollen die Räume umgebaut und erweitert werden. „Und wir wollen endlich einen neuen barrierefreien Zugang schaffen“, sagt Thomas Meyer, der sich gemeinsam mit seiner Pastorenkollegin Sabine Lueg, den Kirchenführern Barbara Stolberg und Johannes Mitternacht, Kantorin Friederike Spangenberg und der Historikerin Herta Hoffmann für die Neugestaltung der Grafengruft einsetzt. Rund 300.000 Euro wird das kosten. Und die möchte die Stadtkirchen-Gemeinde jetzt mit mehreren Aktionen einsammeln. Zum Auftakt findet am Freitag, 9. September, um 19 Uhr ein Abend mit Musik aus der Zeit der Grafen, Schauspiel und Informationen zur Gruft, den Grafen und dem geplanten Umbau statt.
Zusätzliche Ausstellungsräume
„Die Gruft ist das Älteste, was Delmenhorst zu bieten hat, und dann dieser Abgang“, berichtet Pastorin Lueg. Nicht nur ihre Konfirmanden, auch Besucher der Führungen durch die Kirche oder die Gruft zeigten sich regelmäßig enttäuscht. Pastor Dreyer hat die Reaktionen gesammelt. „Unwürdig“, „eng und gefährlich“, „wie zum Kohlenkeller“, so beschrieben die Besucher ihre Eindrücke vom 60er-Jahre-Nutztreppenhaus über das man derzeit in die Gruft gelangt. Aber nicht nur der Zugang soll neu gestaltet werden. Es sollen zusätzlich zwei Ausstellungsräume entstehen, um mehr historische Details zu den Delmenhorster Grafen auszustellen.
Die Geschichte der Gruft begann im 17. Jahrhundert. Die ehemalige Lehrerin Herta Hoffmann hat sie für den Spendenflyer zusammengefasst. Darin heißt es unter anderem: „Im Jahr 1613 ließ Anton II., Graf von Oldenburg und Delmenhorst, Herr zu Jever und Kniphausen, die bestehende Stadtkirche abreißen und eine neue mit einer Fürstengruft errichten.“ Anton II. war auch der Erste, der 1619 in der Gruft beigesetzt wurde. Danach übernahm seine Frau Sibylla Elisabeth die Regentschaft in Delmenhorst. „Über diese Frau ist eigentlich viel zu wenig bekannt“, betont Hoffmann, die derzeit zum Leben der Gräfin forscht. Sybilla Elisabeth starb elf Jahre nach ihrem Mann. Nur 32 Jahre wurde die gesundheitlich angeschlagene Tochter Sibylla Maria, die 1640 bestattet wurde. Und am 6. Juli 1647 schließlich wurde der letzte Delmenhorster Graf, Christian IX., der kinderlos im Alter von 34 Jahren starb, unter der Stadtkirche beigesetzt.