Der neue Glaubenshüter im Vatikan, Erzbischof Victor Fernandez, ist offenbar gut in sein Amt gestartet. Er lebe seit rund einem Monat im Vatikan und habe bislang entweder Zuneigung oder Respekt erfahren, sagte der 61-jährige Argentinier dem spanischen Online-Portal Religion Digital. Bereits am Montag vor einer Woche habe er sein Amt als Leiter der Glaubensbehörde angetreten und in der Zwischenzeit Mitarbeiter der Disziplinarabteilung und der Lehrabteilung getroffen.
Fernandez kündigte Änderungen an, die er bereits mit leitenden Mitarbeitern seiner Behörde und dem Papst besprochen habe. “Nichts Revolutionäres, sondern praktische Entscheidungen, die ich für sehr notwendig halte”, so der neue Präfekt. Er wolle wirksam umsetzen, was der Papst von ihm verlange. Franziskus habe ihn unter anderem aufgefordert, dass er zuerst in einen Dialog treten solle, bevor er Theologen wegen abweichender Lehrmeinungen verurteile.
Die Ernennung von Fernandez, einem Landsmann des Papstes, hatte viel Aufsehen erregt. Er galt seit Jahren als wichtigster Ghostwriter des Papstes bei theologischen Themen. Medien warfen ihm vor, als Erzbischof von La Plata Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen gemacht zu haben, was Fernandez auch einräumte. Konservative Kirchenkreise hielten ihm indes Buch zum Thema Küssen vor, das er als Jugendpfarrer verfasste. Ferner sehen sie ihn als Vordenker einer weitgehenden moraltheologischen Öffnung in der katholischen Kirche.
Vonseiten des Vatikans hatte es zum offiziellen Amtsantritt keine Mitteilung gegeben. Am 30. September wird Fernandez zusammen mit 20 weiteren Geistlichen von Franziskus zum Kardinal ernannt. Als Leiter der Glaubensbehörde ist der Erzbischof in Glaubensfragen künftig der wichtigste Mann nach dem Papst.