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Neue Kampagne gegen rechte Gewalt in Dortmund

DORTMUND – Mit einer Kampagne will die Dortmunder Opferberatungsstelle „Back Up“ dazu ermutigen, rechtsextreme und rassistische Gewalt von Neonazis zu melden. „Wir gehen davon aus, dass es deutlich mehr Opfer von rechtsextremistischen Übergriffen gibt, als uns oder auch der Polizei bekannt sind“, sagte der Vorsitzende Hartmut Anders-Hoepgen. Beispielsweise häuften sich die Angriffe auf Obdachlose. „Rechtsextreme sehen in ihnen Personen am Rande der Gesellschaft, denen sie sich überlegen fühlen“, erklärte der frühere Superintendent der Vereinigten Kirchenkreise Dortmund-Lünen-Selm. Doch suchten die Betroffenen in den seltensten Fällen Hilfe bei der Polizei.
Mit der neuen Öffentlichkeitskampagne „Melde rechte Gewalt“ will der Verein Opfern ohne Lobby eine Stimme geben. Dazu werden in der Region Westfalen und Lippe bedruckte Jutetaschen und Sticker mit dem Slogan und der Hotline-Nummer von „Back Up“ verteilt.
Die Bevölkerung dürfe „nicht die Augen vor der rechten Gewalt verschließen“, forderte Anders-Hoepgen. „Menschen, denen Gewalt angedroht wurde, befürchten, dass eine Anzeige ihnen erst recht Probleme verschafft“, sagte der Sonderbeauftragte der Stadt Dortmund für Vielfalt, Toleranz und Demokratie.
Nach Ansicht von Anders-Hoepgen ist die Zurückhaltung zwar nachvollziehbar. Aber wenn solche Taten in keiner Polizeistatistik auftauchten, sei das große Gewaltpotenzial, das von rechtsextremen Gruppen ausgehe, nicht festzumachen, erklärte er. Wenn Betroffene aus Angst keinen Kontakt zu Polizei oder Beratungsstellen suchen, sollten mögliche Zeugen solche Vorfälle melden. Laut NRW-Innenministerium ist die Zahl der rechtsextremistisch motivierten Gewalttaten gestiegen. 2016 gab es den Angaben nach landesweit 4700 Übergriffe und andere Delikte von Neonazis, 45 Prozent mehr als zwei Jahre davor. epd

Opfer oder Zeugen von rechten Übergriffen können sich telefonisch bei „Back-Up“ unter 01 72/1 04 54 32 melden oder per E-Mail an contact@backup-nrw.org wenden.