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Negativpreis “Verschlossene Auster” für Verkehrsminister Wissing

Das Netzwerk Recherche hat seine „Verschlossene Auster“ in diesem Jahr an Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) verliehen. Wie der Journalistenverein am Samstag bei seiner Jahrestagung in Hamburg mitteilte, erhält Wissing den Negativpreis für seinen „problematischen Umgang“ mit Recherchen des „Handelsblatt“-Reporters Daniel Delhaes zu Interessenkonflikten in seinem Ministerium.

Delhaes hatte den Angaben zufolge im vergangenen Sommer in mehreren Artikeln aufgedeckt, dass ein Abteilungsleiter im Ministerium eine Millionenförderung für Wasserstofftechnologie einem persönlichen Freund zugeteilt habe, dem Vorsitzenden des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellenverbandes. „Statt nach den kritischen Berichten für Aufklärung zu sorgen, ging Wissings Ministerium aggressiv gegen den Reporter vor und leugnete die Missstände“, erklärte das Netzwerk Recherche.

Das Vorgehen habe gezeigt, „dass der Minister die eigenen Interessen und die seines Ministeriums über die Interessen der Bevölkerung und einer freien Presse stellt“, kritisierte der Vorsitzende des Netzwerks, Daniel Drepper.

Das Verkehrsministerium wies die Darstellung des Netzwerks als „faktisch falsch“ zurück. Das Ministerium sei zu keinem Zeitpunkt gegen das „Handelsblatt“ vorgegangen, sondern habe frühzeitig eine „umfassende interne Aufklärung vorangetrieben“, die noch nicht abgeschlossen sei, erklärte ein Sprecher. Der damalige Abteilungsleiter sei als Privatperson gegen die Berichterstattung vorgegangen. Daraufhin habe die Zeitung nicht länger an ihren Vorwürfen festgehalten und eine Korrektur veröffentlicht. Das Ministerium habe lediglich auf diese Korrektur hingewiesen.

Das Netzwerk Recherche vergibt die „Verschlossene Auster“ seit 2002 an den „Informationsblockierer des Jahres“. Im vergangenen Jahr hatte der Verleger der „Berliner Zeitung“, Holger Friedrich, den Negativpreis erhalten.