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Muslimin legt erstmals vor Kirchensynode die Bibel aus

Bei der Synode der hannoverschen Landeskirche hat erstmals eine Muslimin die Bibel ausgelegt. Die islamische Theologin und Religionswissenschaftlerin Hamideh Mohagheghi sprach dabei im Wechsel mit dem Göttinger Theologie-Professor Wolfgang Reinbold über einen Text aus dem Alten Testament. In ihrer Auslegung vor dem evangelischen Kirchenparlament in Hannover wandte sie sich scharf gegen jede Form von religiösem Extremismus.

Manche Gläubige hätten die Neigung, „auf dieser Welt Gott zu spielen“, kritisierte Mohagheghi. Sie vereinnahmten Gott für extreme religiöse Ideologien und meinten, selbst den Willen Gottes gegen die vermeintlich Gottlosen vollstrecken zu müssen. „Eine abartige Religiosität, die entschiedenen Widerstand seitens der Gläubigen braucht. Und da können wir uns gegenseitig helfen.“ Die Theologin wurde im Iran geboren und lebt seit vielen Jahrzehnten in Deutschland.

Reinbold kritisierte, dass die Christen den Islam über viele Jahrhunderte hinweg abgewertet hätten. Der Prophet Muhammad sei als „Betrüger“ hingestellt worden und der Glaube der Muslime als Werk des „Teufels“. Solche Sichtweisen seien auch im protestantischen Spektrum bis heute in manchen Kreisen lebendig. Die Christen dürften es sich hier nicht zu einfach machen.

Für ein Miteinander von Christen und Muslimen mahnte Reinbold gegenseitigen Respekt an. Als Leitworte formulierte er unter anderem: „Wir erkennen an, dass Verschiedenheit kostbar ist. Wir verzichten darauf, den anderen zu bekämpfen und zu dämonisieren.“

Der Professor und Pastor betonte: „Unser Land ist heute ein multireligiöses Land. Das verändert auch die Bedingungen, unter denen wir heute die Bibel lesen.“ Mohagheghi pflichtete ihm bei. „Wir haben hier beide sehr viel Aufräumarbeit zu leisten.“