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Musikgeschäft: Ein Spotify für Noten

In Deutschland ist es verboten, Notenblätter zu kopieren. Liedzettel im Gottesdienst sind meist illegal. Es braucht ein Spotify für Noten, findet unser Autor Matthias Gülzow.

Kopierte Liedtexte im Gottesdienst sind nicht immer legal.
Kopierte Liedtexte im Gottesdienst sind nicht immer legal.Imago / epd-bild

Wussten Sie, dass es in Deutschland komplett verboten ist, Noten zu kopieren? Wie häufig haben Sie kopierte Noten in der Hand? Oder kopierte Liederzettel in Gottesdiensten? Mit Ausnahmen sind auch hier viele nicht in Ordnung.

Digitale Verbreitung wird juristisch verhindert

Warum kann ich beim Planen einer Andacht oder einer Veranstaltung nicht einfach die Noten aus dem Internet bekommen, sie auf Liederzettel drucken, an die Wand werfen oder auf dem Smartphone mitsingen? Ganz einfach: Die Musik­verlage in Deutschland möchten am liebsten weiter nur gedruckte Liederhefte und Gesangbücher verkaufen. Und sie versuchen mit juristischen Mitteln, das Kopieren und digitale Verbreiten zu verhindern. Den Erfolg der Bemühungen kennen wir alle. Wie im Gleichnis der anvertrauten Talente in Matthäus 25 vergraben sie den Schatz (die Verleger haben die Lieder ja nicht geschrieben, sie wurden ihnen anvertraut).

Streaming ist komfortabel

Als Schüler haben wir Kassetten überspielt und getauscht, das war alles illegal. Heute hört niemand mehr illegal Musik, Spotify, Amazon Music und andere Streamingdienste sind so günstig, vollständig und komfortabel, dass es keinen Grund gibt, Musik illegal zu kopieren.

Matthias Gülzow ist Geschäftsführer des Evangelischen Presseverbands Nord
Matthias Gülzow ist Geschäftsführer des Evangelischen Presseverbands NordStudioline

Aber es war ein langer Weg dorthin, über Jahre verhielten sich die Musiklabels wie die deutschen Musikverleger und versuchten, mit juristischen Mitteln die Verbreitung von Musik im Netz zu verhindern. Ergebnis: Verluste in Millionenhöhe und Pleiten. Bis sich Steve Jobs persönlich von allen Labels die Rechte holte, iTunes startete und das Geld wieder floss.

Ein Spotify für Noten – das wäre es. Mit gesangbuch.de haben die kirchlichen Verleger den Anfang gemacht. Ob die Musikverlage mitmachen?