Die neue Generaldirektion der Kunstsammlungen Chemnitz, Florence Thurmes, warnt davor, Ostdeutschland als rechts abzustempeln. “Den Rechtsruck kann man nicht auf Ostdeutschland reduzieren. Er ist überall in Europa sichtbar. Man beobachtet sorgenvoll, dass etwa Museumsdirektoren entlassen werden unter Regierungen, die weniger demokratisch sind”, sagte die gebürtige Luxemburgerin der “Berliner Zeitung” (Dienstag). Gerade dieses Jahr sei in dieser Hinsicht sehr wichtig. “Es werden weltweit so viele Menschen wählen gehen wie kaum jemals zuvor. Nicht nur Sachsen wählt, sondern auch Europa, Russland und die USA.”
Die Nachfolgerin von Frederic Bußmann, der inzwischen der Direktor der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe ist, aber zu seiner Zeit in Chemnitz von Neonazis verprügelt wurde, habe bisher mit der Kulturhauptstadt 2025 nur gute Erfahrungen gemacht. “Ich bin jetzt seit einem Monat in Chemnitz und erlebe die Straßen als sehr sicher. Ich habe keine Angst in dieser Stadt. Im Gegenteil, ich bin hier sehr herzlich willkommen geheißen worden.”
Sie wolle mit dem künstlerischen Angebot der Kunstsammlungen Chemnitz Demokratievermittlung leisten. Museen könnten wichtige geistige Werte vermitteln, wie zum Beispiel Empathie. “Empathie lernen Kinder nicht unbedingt in der Schule, aber wir können sie ihnen über die Kunst näherbringen”, so die 44-Jährige.
Florence Thurmes studierte Kunst in Frankreich, promovierte dort und arbeitete danach als Kuratorin in Luxemburg und Deutschland. 2016 übernahm sie die Leitung der Programmabteilung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, danach war sie Co-Direktorin am Museum Ostwall im Dortmund. Seit Beginn dieses Jahres leitet sie die Kunstsammlungen Chemnitz.