Das Museum Henrichshütte in Hattingen stellt das Fotoalbum eines preußischen Kolonialbeamten in China in den Mittelpunkt einer Ausstellung. Unter der Überschrift „Nach China? Das Fotoalbum des Hugo von Königslöw“ vereint die am Freitag startende Schau historische Fotografien des preußischen Beamten aus der Kolonialzeit mit zeitgenössischen Aufnahmen aus der Millionenmetropole Qingdao, wo viele der kolonialen Gebäude des ehemaligen chinesischen Tsingtau erhalten sind, wie das Museum ankündigte.
Von Königslöw gehörte 1898 zu den ersten Kolonialbeamten, die nach Tsingtau gingen, wie die Ausstellungsmacher erläuterten. Im Auftrag der Schantung-Bergbau-Gesellschaft sollte er die dortigen Steinkohlevorkommen untersuchen, die unter deutscher Leitung ausgebeutet und über den Hafen des damaligen Fischerdorfs verschifft werden sollten. Nur wenige Monate zuvor hatten deutsche Truppen die Bucht von Kiautschou im Osten Chinas besetzt und die chinesische Regierung zu einem Pachtvertrag gezwungen. Tsingtau wurde nach deutschem Vorbild zum Marinestützpunkt und Verwaltungssitz ausgebaut.
Von seiner Zeit in China brachte von Königslöw ein Album mit, das in der Familie von Generation zu Generation weitergereicht wurde, wie es hieß. Gesichert durch das Deutsche Bergbau-Museum Bochum wurden die Motive für die Ausstellung, die bis 29. September zu sehen ist, aufwendig reproduziert. Sie sind nun erstmals öffentlich zu sehen.
„Die Fotografien vermitteln nicht nur ein spannungsreiches Bild der aufstrebenden Kolonie, sie sind gleichzeitig auch ein wichtiges Dokument der Fotografie-Geschichte und spiegeln den Weg der Fotografie zum Massenmedium wider“, erklärte Stephan Sagurna vom LWL-Medienzentrum für Westfalen und Kurator der Schau. Mit Einführung der industriell hergestellten Trockenplatte wurde die Fotografie in den 1880er Jahren auch für Amateure beherrschbar.