Das Münchner Museum Brandhorst hat von dem Künstler Philipp Gufler vier Fahnen gestalten lassen. Damit geht das Haus über seinen Ausstellungsraum hinaus und präsentiert diese Kunstwerke an jenen Masten im Außenbereich, an denen sonst die Flaggen für aktuelle Ausstellungen werben, wie das Museum am Montag mitteilte. Mit dem Projekt “Flag Commission” sollen Künstler und Künstlerinnen die Möglichkeit bekommen, im öffentlichen Raum für Interventionen zu sorgen.
Unter dem Titel “Urning” bespielt der in Amsterdam und München lebende Gufler den Ort mit einer neuen Arbeit, heißt es. Auf seinen Fahnen stelle er den Juristen Karl Heinrich Ulrichs in Pop-Art-Ästhetik in den Mittelpunkt. Ulrichs habe den Begriff “Urning” geprägt, der in Anlehnung an den griechischen Gott Uranos erstmals die queere Identität durch eine positive Selbstbezeichnung formuliert habe. Beim Deutschen Juristentag, der am 29. August 1867 im Münchner Odeon stattfand, forderte er die Straffreiheit für gleichgeschlechtliche Liebe.
Obwohl sich der Begriff “Urning” nicht habe durchsetzen können, sei Ulrichs zu einer zentralen Inspirationsquelle für die queere Theorie geworden, heißt es. Gufler verknüpfe diese historische Bedeutung mit einer Plakataktion der Initiative Act Up München, die 1995 durch eine Aids-Aufklärungskampagne bekannt geworden sei. Der Künstler aktualisiere diese Kampagne und schaffe eine Verbindung zwischen historischem Umgang mit queerer Identität und ihrer Relevanz innerhalb aktueller Debatten.
Der in Augsburg geborene Gufler verbindet in seiner Arbeitsweise verschiedene Medien, darunter Siebdrucke auf Stoff und Spiegel, Künstlerbücher, Performances und Videoarbeiten. Er studierte an der Akademie der Bildenden Künste München und besuchte die Residenz-Programme De Ateliers in Amsterdam, Skowhegan School of Painting & Sculpture in Maine/USA und Delfina Foundation in London.