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München leiht Nachbildungen der Moriskentänzer an Louvre aus

In der Renaissance waren die Moriskentänzer bei Hofe beliebt für ihre markanten Sprünge. Erasmus Grasser hielt sie für den Münchner Rathaussaal in Holz fest. Hochwertige Nachbildungen leiht die Stadt nun nach Paris aus.

Die sonst im Alten Rathaussaal in München zu sehenden Moriskentänzer gehen auf Reisen. Die hochwertigen Nachbildungen der im Original von Erasmus Grasser (1450-1518) stammenden Figuren sind als Leihgabe für eine Sonderausstellung an den Pariser Louvre verliehen worden. Das teilte das Münchner Stadtmuseum am Donnerstag mit. “Dass der Louvre um eine Leihgabe unserer Moriskentänzer bittet, zeigt, welche Bedeutung unsere Münchner Sammlungen haben. Das freut mich sehr und ich gratuliere dem Münchner Stadtmuseum zu diesem ‘Coup'”, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD).

Im derzeit wegen Generalsanierung geschlossenen Stadtmuseum werden die originalen Moriskentänzer aufbewahrt. Die von Grasser um 1480 geschnitzten Figuren zählen nach eigenen Angaben zum kostbarsten Besitz des Hauses. Der Name bezieht sich auf ursprünglich wohl maurische Springtänze, die später auch an den großen Höfen aufgeführt wurden.

Die erste quellenmäßige Überlieferung zum Bildschnitzer Erasmus Grasser stammt der Mitteilung zufolge von 1475. Die Zunft der “Maler, Schnitzer, Seidennater und Glaser” versuchte in einer Eingabe an den Rat der Stadt München zu verhindern, dass der junge, aus dem oberpfälzischen Schmidmühlen stammende Bildhauer Meister werden sollte. In diesem Dokument wird Grasser als “unfridlicher, verworner und arcklistiger knecht” charakterisiert. Gleichwohl gelang es ihm, der anscheinend auch durch die in München noch ungewohnten Neuerungen seines Stils aufgefallen war, wenig später einen sehr lukrativen städtischen Auftrag zu erhalten.

Für den Saal des “Tanzhauses” (heute Altes Rathaus) schuf Grasser 1477 elf Wappenschilde sowie Sonne und Mond. 1480 wurde er für 16 Moriskentänzer bezahlt. Die Schnitzarbeiten waren Bestandteil eines heraldischen Deckenprogramms, das den weit gefassten Führungsanspruch des bayerischen Herzogs Albrecht IV. historisch legitimieren sollte. Die Moriskentänzer, von denen sich zehn Figuren erhalten haben, zählten ursprünglich zum Wappenfries und waren auf Konsolen stehend am Ansatz der hölzernen Tonnendecke in fünf Metern Höhe angebracht. In dem für städtische Festanlässe genutzten Saal sind sie heute durch Kopien ersetzt.