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Müller-Wohlfahrt: Viele Diagnosen bei Muskelverletzungen falsch

Nichts geht über Handarbeit. Auch in der Medizin. Sagt einer der bekanntesten Sportärzte Deutschlands. Und dass er seine eigene Karriere Franz Beckenbauer zu verdanken habe.

 Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (82), Sportarzt, setzt bei orthopädischen Untersuchungen vor allem auf Handarbeit. “Die Hände sind der Technik weit überlegen”, sagte der Mediziner dem “Münchner Merkur” (Mittwoch). “Die Kernspin-Technik bietet wunderschöne Bilder, aber diese sind mit Vorsicht zu genießen. Bei Muskelverletzungen sind mehr als 50 Prozent der Diagnosen falsch.”

Der langjährige Teamarzt des FC Bayern sagte: “Ich habe meine endgültige Diagnose in aller Regel noch auf dem Platz, allerspätestens in der Kabine gestellt. Einschließlich der Ausfallzeit.” Zur frühestmöglichen Zeit habe er den verletzten Spieler dann mit seinem Physiotherapeuten ins Training zurückgeführt, ohne dass es zu Rückfällen gekommen sei.

Seine Karriere als Sportmediziner verdankt “Mull”, so der Spitzname des Arztes, nach eigenen Angaben Franz Beckenbauer. Der sei 1976 als Kapitän auf ihn zugekommen und habe gesagt: “Doktor, die Mannschaft bejaht dich. Du hast drei Jahre Zeit, Dich zu entwickeln. Sieh zu, dass Du der beste Sportarzt in Deutschland wirst.” So habe er seine eigene, alternative, gut verträgliche Medizin ohne Kortison und Nebenwirkungen entwickeln können. “Das habe ich für immer dem Franz zu verdanken”, sagte Müller-Wohlfahrt. “Er war bis zum Schluss mein Patient und Freund.”