Mit zwei Modell-Schweineställen will das Land Nordrhein-Westfalen neue Wege für nachhaltige Nutztierhaltung und mehr Umweltschutz aufzeigen. Die neuen Ställe im Versuchs- und Bildungszentrum Haus Düsse der Landwirtschaftskammer NRW in Bad Sassendorf vereinten innovative Bautechnik und modernste Haltungsmethoden, erklärte NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) am Montag bei der Eröffnung. Die Ställe mit bis zu 400 beziehungsweise bis zu 270 Mastplätzen böten Außenklimakontakte für die Tiere, mehr Licht, mehr Platz, Wühlgärten, verschiedene Bodenstreu-Materialien, Beschäftigungsmaterial für die Tiere und technische Verfahren für die Lärm- und Geruchsreduktion.
Ministerin Gorißen und Karl Werring, Präsident der Landwirtschaftskammer NRW, bezeichneten den „Stall der Zukunft“ als bundesweites Vorzeigeprojekt für die Nutztierhaltung. Die Landesregierung habe den Bau mit 3,9 Millionen Euro unterstützt. Mit den Ställen sei auch ein Lern- und Begegnungsort sowie ein Ort der Forschung und Entwicklung geschaffen worden.
Die Ställe zeigen den Angaben nach verschiedenen technische Systeme und Kombinationsmöglichkeiten für landwirtschaftliche Betriebe. Es gibt eine Weiterentwicklung eines Musterstalls mit Außenklimakontakt für Schweine und eine besondere Stallanlage, um Tieren mehr Platz zu geben. Hinzu kommen Lösungen für die Ausbildung tiergerechter Funktionsbereiche im Stall, etwa durch eine innovative Dachkonstruktion – eine Art Gewächshausdach aus Glas, das sich bei passender Witterung öffnen lässt. Zudem gibt es Wühlgärten und Stroh. Holzhackschnitzel auf dem Boden sollen zudem als Beschäftigungsmaterial für Tiere erprobt werden. Weitere Besonderheiten sind Verfahren etwa zur Trennung von Kot und Harn.
Die Ställe orientieren sich den Angaben nach an den aktuellen Vorgaben des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes in der Haltungsform drei „Frischluftstall“ beziehungsweise Haltungsform vier „Auslauf/Weide“. Die Ställe würden darüber hinaus der Aus- und Weiterbildung dienen und sollen Erkenntnisse über den Betrieb und das Management von Außenklimaställen liefern.
Die heimische Nutztierhaltung ist eine wichtige Säule der landwirtschaftlichen Familienbetriebe und ein elementarer Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum, wie das Ministerium erläuterte. Allein in NRW gibt es demnach rund 23.000 Betriebe mit Tierhaltung. In den vergangenen fünf Jahren ist bei schweinehaltenden Betrieben die Zahl um mehr als 20 Prozent zurückgegangen.