„Wir müssen einfach näher zu den Menschen kommen“, sagt Pfarrerin Sabine Breithaupt-Schlak. „Dorthin, wo sie sich aufhalten.“ Die Theologin spricht nicht über eine Zukunftsvision, sondern über Erfahrungen, die inzwischen alltägliche Wirklichkeit in ihrer Kirchengemeinde Dortmund-Berghofen sind. Auf Initiative des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund wurde dort vor drei Jahren ein robustes Lastenfahrrad für 12.000 Euro angeschafft, das inzwischen in Berghofen seinen festen Standort hat und rege genutzt wird.
„Wir haben das Rad kurzerhand unter unsere Obhut genommen, weil wir hier eine großräumige Garage zur Verfügung haben, um es sicher unterzustellen“, erklärt Breithaupt-Schlak. „Natürlich können sich alle Gemeinden und Interessierten in unserem Kirchenkreis und gern auch darüber hinaus das Lastenrad für die verschiedensten Einsätze bei uns ausleihen.“
Diese Einsätze sind vielfältig: Das neongrüne Rad mit einer großen, im Rot und Blau der westfälischen Landeskirche beschrifteten Transportbox fungierte bereits als Müllsammler, Spielzeugtransporter oder mobile Kirche für Gottesdienste im Freien. Auch als Ausstellungsstand, zur Lebensmittelrettung oder als flexible Reparaturwerkstatt wurde es schon genutzt.
Zum Einsatz kommt das Lastenfahrrad auch in der Adventszeit: Zuletzt wurden damit am Nikolaustag 70 Nikolaus-Tüten in ein dicht besiedeltes Berghofener Wohngebiet gebracht. Dort leben hauptsächlich Flüchtlinge aus der Ukraine, Menschen aus Marokko und der Türkei sowie Russlanddeutsche. Die Geschenk-Tüten waren dank Spenden jeweils mit einem fair gehandelten Schoko-Nikolaus, einer Mandarine, ein paar Nüssen und einem Holz-Jojo für die Kinder gefüllt.
Vor dem Verteilen der Geschenke las Pfarrerin Breithaupt-Schlak im Hinterhof der Siedlung eine kleine adventliche Geschichte vor. Der ehrenamtliche „Nikolaus“ Janusz Frankus gab ein stimmungsvolles Ständchen auf seiner Mundharmonika. Gut 30 Kinder, zumeist in mütterlicher Begleitung, erlebten auf diese Weise einen besonderen Nikolaustag.
Begegnungen wie diese hat die Dortmunder Pfarrerin vor Augen, wenn sie von Nähe zu den Menschen spricht. Nicht nur in dieser Situation habe sich der Einsatz des Lastenfahrrads gelohnt. Um es regelmäßig einsetzen zu können, ist allerdings auch einige Pflege nötig. So muss das Rad versichert und regelmäßig professionell gewartet werden.
Die jeweiligen Fahrerinnen und Fahrer benötigen zudem eine besondere Einweisung in die Fahrtechnik des Lasten-Vehikels, das sich insbesondere in Kurven anders verhält als ein gewöhnliches Fahrrad. Dann und wann braucht auch die Optik des geräumigen Transportkastens eine gewisse Auffrischung, der mit Aufschriften wie „Kirche… stärkt“, „…erzählt“, „…hört zu“ und „…macht Musik“ versehen ist.
Aber die Arbeit lohnt sich. „Unser Lastenfahrrad ist längst zu einem weithin sichtbaren Signal, ja, zu einem echten Erkennungsmerkmal für unsere Gemeindearbeit geworden“, freut sich Breithaupt-Schlak. Die Pfarrerin sieht noch Luft nach oben: „Wir würden uns auch über eine noch größere Nutzung unseres Rades freuen“, sagt sie.