Sie sind kuschelig und knuddelig, tragen menschliche Züge und haben einen lustigen Namen: Die Kumquats-Puppen sind nach einer Zwergorange benannt. Seit 1993 gibt es diese Menschenhand-Puppen, die von der verstorbenen Sozialpädagogin Heidi Degro aus Ölbronn-Dürrn bei Pforzheim entwickelt wurden. Mittlerweile hat das mittelständische Unternehmen mit rund 30 Mitarbeitern in Ungarn und Ölbronn-Dürrn eine Auswahl von nahezu 50 verschiedenen Puppenarten kreiert. Ganz neu im Angebot sind Martin Luther, Philipp Melanchthon und Katharina von Bora.
Erfunden, um Menschen zu helfen
Die ersten Handpuppen hießen noch Opa Albert, Clown Oskar und Troll Waldemar. „Und die wurden von Kindern wie von Therapeuten gleich begeistert aufgenommen“, sagt der Prokurist Andreas Krebs. Erfunden wurden sie, um Menschen zu helfen, sich besser zu entfalten, und Kreativität zu fördern. Die Spielpuppen sollten nicht nur hübsch aussehen, sondern auch mehr Ausdrucksmöglichkeiten besitzen mit beweglichen Händen, Mund und Zunge.
Längst ist die Idee zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell geworden, auch wenn Andreas Krebs keine Umsatzzahlen nennen will. Die Puppen sind weltweit gefragt und werden für viele Zwecke, vor allem aber für therapeutische Hilfen eingesetzt: von Feuerwehrleuten etwa oder Polizisten in der Erziehung und Aufklärung, von Sprachtherapeuten, von Ärzten, von Künstlern. Auch Sanitäter haben sie im Rettungswagen, um verletzten Kindern aus Schockzuständen zu helfen.
„Unsere Puppen werden aber auch von zahlreichen kirchlichen Verbänden genutzt, für die eigens ein Pastor entwickelt wurde“, sagt Krebs. Ganz neu im Sortiment sind anlässlich des bevorstehenden 500. Reformationsjubiläums im nächsten Jahr die beiden Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon. „Wir haben gemerkt, dass es da eine große Nachfrage gibt“, sagt Krebs. Schließlich eigneten sich die Puppen für den Schul- und den Konfirmandenunterricht, um das Leben der beiden Reformationsprotagonisten anschaulich erklären zu können, sagt der 49-Jährige.
„Mit Kumquats-Puppen wird sehr viel in Kitas oder in den Kindergottesdiensten gearbeitet“, sagt auch Pfarrerin Christine Wolf, landeskirchliche Beauftragte für Kindergottesdienst in der badischen evangelischen Landeskirche. Die Mitarbeiter suchten immer wieder nach Material, „weil solche Puppen etwas Lebendiges sind, die das Staunen und die Phantasie der Kinder anregen“.
Eine Puppe kann sich gut kritisch äußern
Frank Muchlinsky setzt auf dem Internetportal „evangelisch.de“ die Pfarrer-Puppe in Videos ein: Volontär Valentin erklärt zum Beispiel Pfingsten, oder wie man sich im Gottesdienst besser nicht verhalten sollte. „Der kann Sachen sagen, die ich mich nicht trauen würde“, sagt Muchlinsky, selbst Pfarrer: „Er kann flapsig sein, mal grummelig, und er kann Macken haben.“
„Bei Luther ist das natürlich nicht so einfach“, sagt Muchlinsky: „Für den kann man keinen Charakter erfinden, da gibt es ja schon das Original.“
„Die Idee für die Luther-Puppe wurde an uns herangetragen“, sagt Krebs. Viele Pfarrer hätten den Wunsch geäußert, „dass wir die beiden Reformatoren so darstellen, dass sie sich miteinander unterhalten können im Zwiegespräch und Martin Luther aus seinem Leben erzählt“. Schließlich sei auch noch Luthers Ehefrau Katharina von Bora als Kumquats-Puppe ins Leben gerufen worden.
Hergestellt würden die 60 bis 65 Zentimeter großen Puppen in einer ungarischen Nähfabrik, wo sich Firmengründer Ludwig Bodrik die meiste Zeit aufhält, sagt Krebs. Bodrik hatte sich von den entworfenen Puppen vor mehr als 20 Jahren begeistern lassen und seine Erfahrungen mit Werbung, Produktion und Vertrieb eingebracht. Die Kumquats-Menschenhandpuppen werden im Direktvertrieb von Ölbronn-Dürrn an die Kunden verschickt.