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Mit der Gemeinde für die Gemeinde

Eine qualifizierende Weiterbildung in Gemeindeberatung bietet ab diesem Jahr das Amt für missionarische Dienste an. Die angehenden Beraterinnen und Berater werden in zweieinhalb Jahren rundum fit gemacht für eine wertvolle Aufgabe

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Eine neu konzipierte modularisierte Weiterbildung zur Gemeindeberaterin beziehungsweise zum Gemeindeberater gibt Interessenten die Möglichkeit, zu unterschiedlichen Zeitpunkten einzusteigen und die Ausbildungszeit nach dem eigenen Rhythmus zu gestalten. Am Ende stehen das Zertifikat in Gemeindeberatung / Organisationsentwicklung nach den Standards der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und eine anzustrebende landeskirchliche Anerkennung, um als Gemeindeberaterin beziehungsweise Gemeindeberater in der Evangelischen Kirche von Westfalen zu arbeiten.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Die Weiterbildung versetzt Absolventen in die Lage, Presbyterien, kirchliche Gremien und Ausschüsse, Teams von Hauptamtlichen, ­synodale Versammlungen und Kirchenkreisvorstände zu beraten und zu moderieren. Dabei geht es in der Regel um Zukunftsfragen der Kirche vor Ort oder in der Region, um konzeptionelle Entscheidungen und Schwerpunktsetzungen, um gelingende Zusammenarbeit oder Klärung von Konflikten.

Hohe Anzahl der Anfragen nach Beratung

Ein praktisches Beispiel, wie diese Beratungsarbeit Gemeinden zugute kommen kann, sei an dieser Stelle genannt:
Die Mitarbeitenden und Presbyter der Johannesgemeinde freuen sich auf den heutigen Abend. Denn der regelmäßige Besuch des Gemeindeberaterteams hat ihnen bisher viel gebracht.
Heute Abend geht es in der Beratungssitzung um die Neuausrichtung ihrer Arbeit. Denn eine Pfarrstelle ist weggefallen und die Finanzen sind rückläufig.
Am Anfang steht die schmerzliche Erkenntnis: Ein allgemeines „weiter so“ wäre für die Gemeinde auf Dauer schädlich und würde letztlich über die Kräfte der Mitarbeitenden gehen.
Ohne Gemeindeberatung – darin sind sie sich alle einig – wären sie heute noch nicht so weit. Vermutlich wären sie zerstritten. Manch einer von ihnen wollte den Prozess schon abkürzen, weil Einzelne bereits die Lösung im Kopf hatten. Doch sahen andere ganz andere Wege, und so ging es von Anfang an darum, einen Weg der Verständigung zu finden.
Das Beratungsteam kam offen und unvoreingenommen in ihre Sitzung, Erwartungen wurden erfragt und eine ehrliche Analyse der Ausgangssituation vorgenommen. Insgesamt schafften die Beraterin und der Berater mit ihren vielfältigen Methoden und Per­spektivwechseln, Neugier auf die Zukunft zu wecken.
Aus Verhärtungen und anfänglichen Frontziehungen wurde so etwas Gemeinsames. Sie wurden zu einer Gruppe, die auf Entdeckungstour ging. Die einst verbissene Atmosphäre löste sich. Es wurde an den Abenden geschmunzelt, gelacht, und zu Gedankenexperimenten eingeladen.
Heute sind sie schon so weit, dass sie die Umsetzung der Ideen planen.

Theorieeinheiten und Beratungspraxis

Damit die hohe Anzahl der Anfragen nach Beratung weiter bewältigt werden kann, sucht die Geschäftsstelle der Gemeindeberatung im Amt für missionarische Dienste Menschen, die sich für die Beratung qualifizieren. Neben Pfarrerinnen und Pfarrern werden andere kirchliche Mitarbeitende und Ehrenamtliche mit Leitungserfahrung in kirchlichen Gruppen angesprochen. Eine gute regionale Mischung von Haupt- und Ehrenamtlichen, von Frauen und Männern, ist dabei erwünscht.
In der Weiterbildung werden die Teilnehmenden als Gemeindeberater und Organisationsentwickler ausgebildet. Für den systemischen Beratungsansatz sind Ressourcen- und Lösungsorientierung prägend. Ansätze der Organisationsentwicklung, gruppendynamische und sozialpsychologische Einsichten helfen, komplexe soziale Systeme wie es zum Beispiel die Gemeinden sind, zur Entwicklung anzuregen und zu begleiten.
Neben acht Theoriemodulen von jeweils drei- bis viertägiger Dauer sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingebunden in ein verbindliches Rahmenprogramm, um die Inhalte zu vertiefen und sich anzueignen, Selbsterfahrungen zu machen und begleitend Coaching und Supervision zu erfahren. Nach einer gewissen Zeit werden die Teilnehmenden in die Beratungspraxis in Form eines Senior-Junior-Modells einbezogen und durch Fallarbeit in Supervisionsgruppen unterstützt. Jährlich finden Einführungstagungen statt, die über die Weiterbildung der Gemeindeberatung in Kooperation mit dem Pastoralkolleg informieren.
Die Weiterbildung nimmt insgesamt etwa 2,5 Jahre Zeit in Anspruch. Die Kosten betragen maximal 3000 Euro.

Ansprechpartnerin für Interessenten ist Kerstin Neddermeyer. Weitere Informationen sind erhältlich in der Geschäftsstelle der Gemeindeberatung im Amt für missionarische Dienste, Olpe 35, 44135 Dortmund, Telefon (02 31) 54 09 62, E-Mail: gemeindeberatung@amd-westfalen.de.