Einfach und inklusiv Paris entdecken? Wie das geht zeigt ein neuer, 88 Seiten starker Stadtführer aus dem Amt für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) mit dem Titel „Einfach nach Paris!“. Gemeinsam mit den fünf Entdeckern Katharina, Markus, Petra, Rebecca und Eric wurden die bekanntesten Stadtteile und Sehenswürdigkeiten der Metropole erkundet. Außergewöhnlich dabei: Rebecca ist blind und Markus ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Der dabei entstandene praxisnahe Erfahrungsbericht bietet viele Tipps und Hinweise für eine behindertengerechte Bildungsreise, durchgängig in einfachen Worten verfasst.
Mit vielen Bildern und einer größeren Schrift als sonst bei Publikationen dieser Art üblich, erleichtert der inklusive Reiseführer den Zugang zu den beschriebenen Attraktionen. Der Louvre, der Eiffelturm, die Champs Élysées oder die Stadtteile Montparnasse, Quartier Latin oder Montmartre – alles wird besucht, beschrieben und schließlich auch durch das Entdecker-Team beurteilt. „Mir hat der Eiffelturm besonders gut gefallen. Ich konnte mir vor der Reise gar nicht vorstellen, wie groß der ist“ , berichtet Entdeckerin Petra.
Da klappt‘s auch mit dem Rollstuhl
Auch auf Fragen wie „Klappt das eigentlich mit der Metro und einem Rollstuhl?“ oder „Wann ist die beste Uhrzeit, um mit einer Gruppe das Schloss Versailles zu besuchen?“ gibt der Reiseführer Auskunft. An einigen Stellen wird außerdem auf weiterführende Informationen im Internet aufmerksam gemacht. Zusätzlich bietet der robuste Reisebegleiter Wissenswertes über die Stadtgeschichte, das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich sowie der Politik in unserem Nachbarland.
„Leicht“ steht bei diesem Reiseführer durchgehend an erster Stelle. Aus diesem Grund ist auch ein Mini- Sprachführer Französisch enthalten. Anders als sonst wird hier aber nicht die Lautschrift verwendet, um zu verdeutlichen, wie die Worte in der französischen Sprache ausgesprochen werden, sondern die Worte sind so geschrieben, wie man sie hört. So wird aus Euro „öro“ und aus der Zahl neun „nöf“.
Das Amt für Jugendarbeit bietet jedes Jahr, zusammen mit der Evangelischen Jugendbildungsstätte Nordwalde, Studienreisen in Großstädte für Menschen mit und ohne Behinderung an. Initiatorin dieser ungewöhnlichen und dennoch bereits seit über zehn Jahren veranstalteten Reisen ist Eva Beeres-Fischer, Fachreferentin für inklusive Pädagogik im Amt für Jugendarbeit. Für ihr Engagement auf diesem Gebiet erhielt die 61-Jährige vor drei Jahren das Bundesverdienstkreuz.
„Es geht um Teilhabe, immer und überall und es geht darum, mitreden zu können. Und schließlich ist es klar: Reisen bildet.“ Für jede Reise wird für die Teilnehmenden ein Informationsheft über das Reiseziel in Leichter Sprache erstellt. „Dann kam die Idee, diese Hefte als Grundlage für einen echten Reiseführer zu nutzen. Paris war ein würdiges Ziel, um so ein Projekt auszuprobieren. Entstanden ist dabei ein wunderschöner Reiseführer, der sich für alle eignet, die auf eine leichte und einfache Sprache angewiesen sind.“
Die Autoren des Reiseführers, Svenja und Jan Hoffmann, begleiten diese Fahrten bereits seit mehreren Jahren.