Für Hans Leyendecker ist der Kirchentag quasi ein Heimspiel – zumindest, wenn man es aus der Sicht eines Fußballers sieht: In Dortmund fühlt sich der leidenschaftliche Fan des Bundesliga-Clubs Borussia Dortmund pudelwohl.
Überhaupt ist Dortmund ein idealer Ort für die Austragung des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentags, findet Leyendecker: Die Menschen in der Region hätten nach den Strukturkrisen der Stahl- und Kohleindustrie die Ärmel hochgekrempelt und zugepackt. „Sie begegnen den Krisen mit Zuversicht und trauen sich etwas zu.“ Und Vertrauen – das ist ja schließlich das Motto des Kirchentags.
Vom 19. bis 23. Juni findet der Kirchentag in Dortmund statt. Und Hans Leyendecker ist sein Präsident. Der gebürtige Rheinländer (Jahrgang 1949, Brühl), dürfte einer der meistgelesenen Menschen Deutschlands sein: Als Investigativ-Journalist genießt er höchstes Ansehen in Fachkreisen. Seine Reportagen und Hintergrundberichte haben die Nachkriegsgeschichte der Bundesrepulik mitgeprägt.
Etwa im Fall der „Flick-Affäre“ um Parteispenden. Oder beim Plutoniumschmuggel durch deutsche Geheimdienste. Die Steueraffäre um Tennis-Vater Peter Graf. Oder – neben vielen anderen Geschichten – auch die Enthüllungen um die „Panama-Papers“: Leyendecker leitete damals bei der Süddeutschen Zeitung einen Journalistenpool aus 80 Ländern, der die Abermillionen geleakten Seiten zu Steuerbetrug und Geldwäsche zusammengetragen und ausgewertet hatte.
Klare Kante zeigen – das ist dem Präsidenten wichtig. Das galt sowohl für seine berufliche Laufbahn, als auch für sein kirchliches Engagement. Die Entscheidung des Kirchentags-Präsidiums, zum diesjährigen Großtreffen des Protestantismus keine AfD-Vertreter für öffentliche Foren und Vorträge einzuladen, geht maßgeblich auf Leyendecker zurück.
Die klare Ablehnung ist umstritten; aber Leyendecker steht zu ihr: „Der Kirchentag lebt von respektvoller Toleranz, aber: Keine Toleranz der Intoleranz“, so Leyendecker. „Wir müssen zeigen, dass Demokraten bessere Lösungen haben als die, die Demokratie beschimpfen.“
Hans Leyendecker ist Kirchentags-Urgestein. Seit seinem ersten Kirchentag 1975 in Frankfurt hat er keinen ausgelassen. Er selbst, der übrigens ursprünglich katholisch war und Priester werden wollte, bezeichnet sich als klassischen Kirchentags-Gänger: „Mit Rucksack und Regenjacke – und allem was dazugehört.“