Der Klingelbeutel und Bettelbriefe werfen für kirchliche Hilfswerke immer weniger Spenden ab. Doch es gibt Alternativen. Mancher entpuppt sich bei seinem Tod als großzügiger Gönner.
Erbschaftsmarketing wird für das internationale katholische Missionswerk missio München immer wichtiger. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Jahresbericht 2023 hervor. Demnach verbesserte sich das Spendenergebnis gegenüber dem Vorjahr um 3,9 Millionen Euro auf insgesamt 17,7 Millionen Euro. Das Plus war exakt genauso hoch wie der Zuwachs bei Erbschaften, Vermächtnissen und Schenkungen. 47 Gönner vermachten demnach der Hilfsorganisation 6,6 Millionen Euro, mehr als doppelt so viel Geld wie 2022.
Bei den sonstigen Erträgen aus Mitgliedschaften, Sammlungen und Aktionen kirchlicher Eine-Welt-Gruppen neutralisierten sich Zuwächse und Einbußen. 2021 hatte missio München aus Erbschaften bereits einen ungewöhnlich hohen Betrag von 8,3 Millionen Euro erzielt.
Insgesamt nahm missio München 2023 ausweislich seines Jahresberichts 26,6 Millionen Euro ein. Das waren 1,8 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Spenderinnen und Spender sank in diesem Zeitraum dagegen von 31.700 auf etwas unter 30.500. Stark rückläufig war zugleich der durchschnittliche Betrag pro Spende um gut 30 Prozent auf 88 Euro.
Um wieder mehr Dauerspender zu gewinnen, arbeitete missio München 2023 erstmals mit einem externen Dienstleister für zwei Telefonkampagnen zusammen. Dauerspender verursachen nur wenig Verwaltungskosten. Die Zahl der Neuspender gibt das Hilfswerk mit etwas mehr als 5.200 an.
2023 förderte missio München nach eigenen Angaben 684 Projekte in 44 Ländern in Asien, Afrika und Ozeanien. Das meiste Geld floss nach Indien.
Der Jahresbericht enthält auch ein Beispiel zur Projektarbeit des Hilfswerks von 2019 bis 2022 im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh. Dort wurden sozial benachteiligte Landfrauen durch Selbsthilfegruppen und Schulungen in die berufliche Selbstständigkeit begleitet. Sie stellen jetzt zum Beispiel Pappteller, Waschpulver und Damenbinden her. Laut missio haben sich in den drei Jahren 900 Frauen ein Geschäftsmodell aufgebaut, ihr Jahreseinkommen hat sich verdoppelt.