Schon der Zwischenbericht hatte für Aufsehen gesorgt. Attestierte er doch zwei früheren Paderborner Erzbischöfen gravierende Fehler im Umgang mit Missbrauch. Der Abschlussbericht kommt aber nun doch nicht mehr 2025.
Anders als geplant wird die Studie zu Missbrauch im Erzbistum Paderborn doch nicht mehr in diesem Jahr vorgestellt, sondern vermutlich im Frühjahr 2026. Das teilte die Universität Paderborn am Freitag mit. Zum einen dauere die Sichtung und Verarbeitung des Materials länger als zunächst angenommen. Zweitens gebe es mehr Quellen als zunächst vermutet. Und drittens führten notwendige rechtliche Prüfungen zusätzlich zu Verzögerungen.
Dass es mehr Material gebe, versetze die Wissenschaftlerinnen aber auch in die Lage, “das Handeln des Paderborner Leitungspersonals und die Situation von Betroffenen vor dem Hintergrund gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen zu betrachten, was auch diözesanübergreifend von Relevanz ist”, erklärte die Theologin und Kirchenhistorikerin Nicole Priesching, die zusammen mit der Historikerin Christine Hartig das Projekt leitet.
Schon der erste Zwischenbericht der seit 2020 laufenden unabhängigen und durch das Erzbistum Paderborn geförderten historischen Studie hatte im Dezember 2021 für Aufsehen und Empörung gesorgt. Denn darin wurde den früheren Erzbischöfen Lorenz Jaeger (1941 -1973) und Johannes Joachim Degenhardt (1974 – 2002) gravierendes Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchstätern unter den Geistlichen attestiert. Sie hätten Beschuldigte geschützt und ihnen teils auch schriftlich Mitgefühl bekundet. Betroffenen gegenüber hätten sie keine Fürsorge gezeigt.
Täter seien immer wieder versetzt worden. Dadurch habe man “in Kauf genommen, dass sich Dinge wiederholen”, so Priesching damals. In manchen Fällen seien auf Bewährung verurteilte Täter entgegen den Vereinbarungen mit Staatsanwaltschaften doch wieder in Gemeinden eingesetzt worden.
Aber nicht nur die Kirche, auch die Gesellschaft habe systematisch weggesehen und Straftaten hingenommen, so die Forscherinnen. Weder die Kirche noch Gerichte seien davon ausgegangen, dass Kinder von Taten unterhalb der Vergewaltigung Schaden nehmen. Zudem hätten viele Eltern den missbrauchten Kindern nicht geglaubt. Wenn es doch Strafanzeigen gab, seien Familien oft an Ermittlungsbehörden geraten, “die ihnen nicht geglaubt und den Kindern gedroht haben”. Häufig hätten sich auch Gemeindemitglieder für beschuldigte Geistliche eingesetzt.