Die früheren Staatsanwälte Jürgen Brauer und Ingo Hromada haben ihren Abschlussbericht zum Missbrauchsfall des gestorbenen katholischen Priesters Edmund Dillinger veröffentlicht. Nach der Vorstellung des vorläufigen Abschlussberichts im April 2024 und eines dritten Zwischenberichts im Dezember 2024 sei der Versuch, Zeitzeugen oder Betroffene sexueller Übergriffe in Afrika ausfindig zu machen, erfolglos geblieben, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Papier. „Wir sehen unseren Auftrag damit als erledigt an, weil wir keine Möglichkeit erkennen können, mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln die Recherchen erfolgreich weiterzuführen.“
Dillinger war am 27. November 2022 im Alter von 87 Jahren gestorben. Sein Neffe hatte Fotos und Filme gefunden, die zur Aufarbeitung führten. Brauer und Hromada gehen in ihren Untersuchungen im Auftrag der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Verantwortungsbereich des Bistums Trier von insgesamt 20 Missbrauchs-Betroffenen zwischen 1961 und 2018 aus. Dillinger war unter anderem als Lehrer tätig, als Seelsorger für den Cartellverband katholischer deutscher Studentenverbindungen und als Vorsitzender des von ihm gegründeten Hilfsvereins CV-Afrika-Hilfe.
Da die früheren Staatsanwälte zur Fertigstellung des vorläufigen Abschlussberichts ihre Recherchen zu Dillingers Aufenthalten in Afrika noch nicht hatten abschließen können, hatte die Aufarbeitungskommission entschieden, die Studie für die Laufzeit eines Jahres weiterzuführen. Innerhalb dieses Jahres führten die beiden Juristen den Angaben zufolge unter anderem ein Interview mit einem früheren Kommilitonen Dillingers und versuchten erfolglos an einen weiteren Terminkalender des gestorbenen Priesters zu kommen, über den die „Rhein-Zeitung“ berichtet hatte.
Das Auswärtige Amt habe trotz einer vorherigen Zusage keine Unterstützung für die Recherche in Afrika geleistet, kritisieren Brauer und Hromada. Mithilfe des Erzbistums Köln und des Bistums Magdeburg hätten sie versucht, Kontakte nach Togo und Kamerun herzustellen. Ein vom Bistum Magdeburg seit 20 Jahren in Togo eingesetzter Priester hätte auf einen Fragebogen zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Allgemeinen und durch Kirchenangehörige geantwortet. Aus Kamerun hätten sie weder Rückmeldungen von zurzeit aktiven Bischöfen noch von einer Nichtregierungsorganisation erhalten.
„Innerhalb der Kirche Afrikas scheint der Missbrauch zwar als eine Tatsache anerkannt zu werden“, schreiben die früheren Staatsanwälte. „Von einer umfassenden flächendeckenden Aufarbeitung ist die Kirche aber noch meilenweit entfernt.“ Auch seien zivilgesellschaftliche Institutionen für Betroffene nicht erkennbar. „Es ist aus unserer Sicht daher praktisch ausgeschlossen, heute noch Betroffene in Afrika ausfindig zu machen“, erklärten sie.