Rom – Papst Franziskus hat Pläne für ein vatikanisches Sondergericht für Bischöfe, die in Missbrauchs-Skandale verwickelt sind, endgültig aufgegeben. Sein Vorhaben habe sich aufgrund der unterschiedlichen kulturellen Hintergründe der Bischöfe als nicht umsetzbar erwiesen, sagte der Papst auf dem Rückflug vom Weltfamilientreffen in Dublin nach Rom vor Journalisten. Derzeit werde in jedem einzelnen Fall eine eigene Jury eingesetzt. Zuletzt war im März der Erzbischof von Agaña auf der Pazifikinsel Guam, Anthony Sablan Apuron, wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen durch ein solches Verfahren verurteilt worden.
Die irische Ordensfrau Marie Collins, die selbst Opfer von Missbrauch wurde, hielt dem Papst hingegen vor, gegen die Einrichtung eines Sondergerichts zu sein. Aus Protest war sie im vergangenen Jahr aus der päpstlichen Kinderschutzkommission ausgetreten.
Rücktrittsforderungen des früheren Vatikanbotschafters in Washington, Erzbischof Carlo Maria Viganò, wollte der Papst nicht kommentieren. Das elfseitige Schreiben, in dem Viganòm behauptete, er habe Franziskus bereits 2013 über Missbrauchsvorwürfe gegen US-Kardinal Theodore McCarrick in Kenntnis gesetzt, kommentiere sich selbst, sagte Franziskus. „Ich werde kein Wort dazu sagen.“ Franziskus hatte im Juli den Rücktritt des 88-jährigen McCarrick angenommen und diesem befohlen, ein Leben in Gebet und Buße zu führen. epd/UK
Artikel teilen