Die Initiative „Eckiger Tisch“ hat am Montag ihre Online-Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Missbrauch im kirchlichen Kontext neu eröffnet. Die kirchenunabhängige Beratung biete Unterstützung im Prozess der Aufarbeitung und Entschädigung, teilte der Verein am Montag in Berlin mit: „Wie bereits in den vergangenen mehr als 14 Jahren unterstützen wir Betroffene von sexuellem Kindesmissbrauch mit einem Beratungsangebot nach dem Prinzip ‘Betroffene beraten Betroffene’.“
Mithilfe der Förderung durch das Bundesministerium für Inneres und für Heimat habe man die Online-Beratungsstelle so weit professionalisieren können, „dass wir nun eine verbesserte, adäquate und datenschutzkonforme Online-Beratung anbieten“, hieß es weiter. Betroffene könnten sich ab sofort direkt über das Kontaktformular auf der Website von „Eckiger Tisch“ an das Beratungsteam wenden. „Innerhalb weniger Tage melden wir uns zurück, um Unterstützung bei dem Anliegen zu gewähren.“
Das Team an ehrenamtlichen Beratenden, die selbst von sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche betroffen sind, unterstütze Betroffene in ihren Anliegen. Gerade für Betroffene, die sich zum ersten Mal in Bezug auf das in der Kindheit oder Jugend erfahrene Gewalterlebnis mitteilen, sei eine orientierende Beratung durch Menschen, die die gleiche Gewalterfahrung teilen, von enormer Bedeutung. Ein Schwerpunkt liege auf Beratungen zu rechtlichen Fragestellungen bezüglich der Entschädigung und Anerkennungszahlungen.
Die Initiative erinnerte an die vor sechs Jahren veröffentlichte MHG-Studie zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche. Diese Studie empfehle, dass von den 27 Diözesen Beratung und Unterstützung für Betroffene angeboten wird, unabhängig von der Kirche und ihren Strukturen. „Auch sechs Jahre später gibt es lediglich Ansprechpersonen bei den Bistümern und einzelnen Ordensgemeinschaften, die diesen Anspruch nicht erfüllen können“, kritisierte der „Eckige Tisch“.