Nach den Erkenntnissen der Studie über Ausmaß und Umgang mit sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche hat die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt Strukturreformen gefordert. Die Vielzahl der Landeskirchen gehe „nicht zuletzt auch zulasten der Betroffenen sexualisierter Gewalt, weil die Verantwortung in unseren vielen Gremien diffundiert“, sagte die Bundestagsvizepräsidentin, die der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angehört, in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Wir müssen unsere kirchlichen Strukturen verschlanken“, sagte sie.
Göring-Eckardt sagte, seit Jahren werde darüber diskutiert, dass mehr zentrale Strukturen gebraucht würden, gerade in Verwaltungs- und Gesetzesfragen. „Wir haben auch darüber geredet, ob man weitere Landeskirchen zusammenlegen muss“, sagte sie. Viele seien „dann schnell mit Ausreden zur Stelle und die wirklich großen Reformen bleiben aus“. „In diesem Fall ist es für die Betroffenen von sexualisierter Gewalt nichts anderes als brutal, dass es keine Einheitlichkeit gibt“, sagte sie.
“Reformen helfen Betroffenen”
Perspektivisch würden Strukturreformen Betroffenen sexualisierter Gewalt helfen, ist Göring-Eckardt überzeugt. „Die Studie hat gezeigt, dass die Betroffenen nicht nur durch konkrete Personen, sondern auch durch Strukturen gelitten haben“, sagte sie und ergänzte: „Und zwar doppelt.“ Die Strukturen hätten Gewalt begünstigt und die Aufarbeitung schwer gemacht.
Die Ende Januar vorgestellte Studie eines von der EKD beauftragten, unabhängigen Forschungsverbunds zu Missbrauch in der evangelischen Kirche hatte unter anderem zum Ergebnis, dass der evangelische Föderalismus mit seinen 20 Landeskirchen dazu führt, dass mit Betroffenen unterschiedlich umgegangen wird. Das betrifft unter anderem auch die Verfahren für Entschädigungen, die sogenannten Anerkennungsleistungen.
Betroffene fordern einheitliche Verfahren. Göring-Eckardt sagte, die Betroffenen hätten jetzt Priorität. Es gehe jetzt „ganz grundsätzlich darum, ob wir wieder glaubwürdig sind“. Gleichzeitig erwartet sie nach eigenen Worten „eine harte Debatte“ unter anderem über die Zahlungen, weil eigene Verfehlungen aufgearbeitet würden „und weil wir andere Dinge nicht machen können“. „Aber da müssen wir durch und dürfen uns nicht wegducken“, sagte sie.