Artikel teilen:

Forschungsprojekt: Mikroplastik überall an Nord- und Ostsee

Teilnehmer eines Bürgerforschungsprojekts entdeckten an der gesamten deutschen Küste Mikroplastik. 2,2 Tonnen Sand wurden untersucht, 260 Plastikpartikel in 177 Proben gefunden.

An der gesamten deutschen Küste haben sogenannte "Mikroplastikdetektive" Mikroplastik entdeckt
An der gesamten deutschen Küste haben sogenannte "Mikroplastikdetektive" Mikroplastik entdecktImago / Bihlmayerfotografie

Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Bürgerforschungsprojektes haben nach Informationen des Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven an der gesamten deutschen Küste Mikroplastik entdeckt. Bei dem sogenannten Citizen Science-Projekt unter dem Titel „Mikroplastikdetektive“ wurden für eine wissenschaftliche Studie 2,2 Tonnen Sand an 71 Orten von Nord- und Ostsee untersucht, wie das Institut mitteilte. Die Proben dafür wurden von den Bürgerinnen und Bürgern gesammelt.

Wie stark die Strände an der Nord- und Ostsee verschmutzt seien, sei bisher nur für einzelne Gegenden oder Orte untersucht worden, nicht aber für die gesamte deutsche Küste, hieß es. „Wir haben 1.139 vergleichbare Proben zu einem großen Datensatz zusammengefügt. Das ist eine höhere geografische Abdeckung als je zuvor“, sagte die Biologin Melanie Bergmann. Sie ist Co-Autorin der Studie, die das Forschungsteam mit Erstautor Bruno Walther in der Fachzeitschrift Frontiers in Environmental Science veröffentlicht hat.

Bewusst auf großes Mikroplastik konzentriert

Die Proben wurden am Institut getrocknet, gesiebt und unter dem Mikroskop nach Plastikpartikeln ab einem Millimeter Größe durchsucht. „Wir haben uns in dieser Studie bewusst auf großes Mikroplastik konzentriert, um eine Verunreinigung mit kleinen Mikroplastik-Teilchen über die Luft auszuschließen und die Probennahme für die Bürgerforschenden zu vereinfachen“, sagte Bergmann. Dadurch sei auch weniger Mikroplastik gefunden worden. In früheren Untersuchungen des AWI in der Nordsee und der Arktis habe Mikroplastik, das kleiner als einen Millimeter gewesen sei, über 90 Prozent des gefundenen Mikroplastiks in Sedimenten ausgemacht.

Von den 1.139 untersuchten Proben hätten 177 insgesamt 260 Plastikpartikel enthalten, hieß es. Das entspreche im Durchschnitt etwa vier Plastikteilchen pro Quadratmeter. Bei einem zehn Hektar großen Strand seien das schon 400.000 Plastikteilchen. Die Analyse zeige aber auch, dass die Belastung mit Mikroplastik je nach Standort stark variiere.

Durch Gesetzesänderung: Weniger Plastiktüten im Meer

Forschungsergebnisse deuten laut AWI darauf hin, dass Gesetzesänderungen dazu geführt haben, dass in den vergangenen 25 Jahren weniger Plastiktüten auf dem Meeresboden in Nordwesteuropa gefunden wurden. „Wir brauchen strengere Vorgaben, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen und verbindlich regeln, wie wir Plastik vermeiden, verringern und verwerten“, betonte Bergmann.

Konkret gehe es um Maßnahmen, die die Herstellung und Verwendung von Plastik auf unverzichtbare Anwendungen beschränkten, gefährliche Inhaltsstoffe verböten, die Abbaubarkeit in der Natur erhöhten und so einen echten Kreislauf ermöglichten. Bis Ende des Jahres verhandeln die UN-Staaten über ein globales Plastikabkommen, um die Verschmutzung der Meere durch Plastik zu bekämpfen.