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Mexiko will nach Amtsantritt Trumps kühlen Kopf bewahren

Nach den Ankündigungen von Donald Trump zu Strafzöllen und Massenabschiebungen will sich der südliche Nachbarstaat auf die neue Ausgangslage vorbereiten.

Noch ist nicht klar, was nach dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump wirklich auf Mexiko zukommt: Ob und welche Branchen tatsächlich mit Strafzöllen belegt werden, ob und in welchem Umfang mit Massenabschiebungen aus den USA zu rechnen ist. Zumindest im Umgang mit Letzterem hat Mexiko bereits Erfahrung. Trump-Vorgänger Joe Biden ließ im vergangenen Jahr rund 260.000 Menschen abschieben, mehr als in jedem Trump-Amtsjahr von 2017 bis 2021.

Es gelte, “kühlen Kopf” zu bewahren, sagte Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum: Ihr Appell in Richtung Washington: nachdenken über die Konsequenzen eines möglichen Handelskrieges. Darunter würden beide Volkswirtschaften leiden, so ihr Einwand. Konkreter sind die mexikanischen Vorkehrungen für die Massenabschiebungen. Mit dem Programm “Mexico te abrazo” (Mexiko umarmt Dich) sollen abgeschobene Landsleute aufgenommen werden. Bereits vor der Amtseinführung Trumps hatte Sheinbaum die USA aufgefordert, illegal eingereiste Migranten, die nicht aus Mexiko stammen, direkt in ihre Heimatländer abzuschieben.

Schon jetzt spielen sich an der Grenze dramatische Szenen ab: An der US-Grenze ankommende Migranten mussten feststellen, dass die App CBP One nicht mehr funktioniert. Mit Hilfe dieser App konnten Asylsuchende einen Termin zur Bewertung ihres Falles stellen. Bereits vereinbarte Termine sind gestrichen, die Betroffenen entsetzt.

Trump wirft Mexiko vor, zu wenig gegen irreguläre Migration zu unternehmen und seine Südgrenze zu Guatemala unzureichend zu schützen. Im Wahlkampf hatte er die “größte Massenabschiebung in der Geschichte der USA” angekündigt. Am Tag seiner Amtseinführung startete derweil ein neuer Migrantentreck aus dem Süden Mexikos in Richtung US-Grenze. Dort wollen überdies Aktivisten gegen Trumps strikte Migrationspolitik demonstrieren.

Die katholische Kirche in Mexiko, die seit Jahren Geflüchtete in Herbergen mit Schutz und Verpflegung versorgt, bereitet sich schon auf zusätzliche Herausforderungen vor. Die Einrichtungen müssen seit einem Jahr verstärkt nicht nur aus dem Süden ankommende, sondern auch aus den USA zurückgewiesene Menschen betreuen.

Guadalajaras Kardinal Jose Francisco Robles Ortega sagte in dieser Woche: “Ich denke, dass die Sorge berechtigt ist.” Die katholische Kirche könne zwar nicht anbieten, alle durch Abschiebungen verursachten Probleme zu lösen. “Aber wir sind bereit, das zu tun, was wir bisher getan haben – das heißt, uns zu bemühen, mit den bereits bestehenden Zentren zusammenzuarbeiten und das Leid der Migranten zu lindern.” Die Kirche unterstütze zusammen mit regionalen Initiativen Suppenküchen und Wohnheime. “Es ist notwendig, mit Blick auf die Massenabschiebungen vorzubeugen und die Kräfte zu bündeln”, so der Kardinal.