Polizisten in Mexiko haben einen Studenten des Lehrerseminars von Ayotzinapa im südlichen Bundesstaat Guerrero getötet. Der Angriff der Polizei fand in der Nacht auf Freitag (Ortszeit) außerhalb der Hauptstadt Chilpancingo statt, wie die Behörden am Freitag mitteilten. Gemäß ersten Berichten der Lokalpresse wurde ein Student erschossen, ein weiterer erlitt Schussverletzungen und wurde festgenommen. Die genaue Identität der Opfer war zunächst nicht bekannt.
Laut der Regierung von Guerrero galt das Einschreiten der Polizei nicht den Studenten. Der Pick-up, in dem sie fuhren, sei als gestohlen gemeldet gewesen, der Fahrer habe einen Haltebefehl nicht respektiert, worauf die Polizei das Feuer eröffnet habe, erklärte General Rolando Solano Rivera, der lokale Verantwortliche für die öffentliche Sicherheit. Die Studenten seien „rein zufällig und unvorhergesehen“ betroffen gewesen.
Vertreter des Lehrerseminars widersprachen dieser Version und verurteilten den Angriff aufs Schärfste. Nur Stunden zuvor seien Studenten von Ayotzinapa an derselben Kreuzung von Polizisten der Nationalgarde bedroht worden. Lokale Menschenrechtsorganisationen forderten ebenfalls die Aufklärung des tödlichen Angriffs.
Die Studierenden von Ayotzinapa geraten immer wieder in Konflikte mit der Regierung. In Mexiko Stadt forderten sie diese Woche einen direkten Dialog mit dem Präsidenten Andrés Manuel López Obrador. Der Präsident hat sein Wahlversprechen bisher nicht erfüllt, das Schicksal der 43 im Jahr 2014 gewaltsam verschwundenen Studenten aufzuklären.
Die 43 Studenten wurden in der Nacht zum 27. September 2014 in der Stadt Iguala von Polizisten
festgenommen und von Mitgliedern der kriminellen Organisation „Guerreros Unidos“ und möglicherweise weiteren Beteiligten verschleppt. Seither fehlt von den meisten von ihnen jede Spur, nur von drei wurden sterbliche Überreste gefunden. Angehörige warfen der damaligen Regierung des Präsidenten Enrique Peña Nieto vor, den Tathintergrund zu verschleiern, um staatliche Vertreter zu schützen.