Bei der Buch-Vorstellung gibt sich die Ex-Kanzlerin auch selbstkritisch. Etwas zumindest. Bei ihrer Russlandpolitik führt sie die Corona-Krise als schwierige Bedingung für Verhandlungen an.
Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel hat eingeräumt, dass sie in ihrer Amtszeit nicht alle Probleme ausreichend angegangen ist. “Ich habe das Land nicht in einem Tipptopp-Zustand hinterlassen”, sagte Merkel am Dienstagabend in Berlin. Als Beispiele nannte sie unter anderem den Klimaschutz sowie die Digitalisierung. Sie äußerte sich bei der Vorstellung ihres Buches “Freiheit” im Gespräch mit der Journalistin Anne Will im Deutschen Theater in Berlin.
Mit Blick auf ihre Russlandpolitik und den Angriff des Landes auf die Ukraine meinte sie, dass mit der Corona-Pandemie viele Gesprächsfäden abgerissen seien. So habe sie etwa beim G20-Gipfel in Rom 2021 den russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht vor Ort sprechen können, weil er wegen der Pandemie nicht gekommen sei. Die Auswirkungen der Pandemie auf die Außenpolitik seien noch nicht ausreichend untersucht wurden.
Merkel verteidigte erneut ihre Migrationspolitik und betonte, sie lehne auch heute Zurückweisungen von Flüchtlingen an den Grenzen ab. Sie warnte auch davor, dass es innerhalb der EU langfristig Grenzkontrollen gibt. “Wenn jeder an seiner Grenze kontrolliert, ist das ein Rückschritt in Europa. Das möchte ich nicht”, so Merkel. Stattdessen begrüßte sie Kontrollen an den Außengrenzen der EU. Zudem trat sie für mehr Abkommen mit den Herkunftsländern von Flüchtlingen ein.