Angela Merkel sieht keinen besonderen Zusammenhalt unter Frauen. „Dass wir untereinander immer solidarisch sind, ist nicht meine Erfahrung“, sagte die erste Frau an der Spitze einer deutschen Bundesregierung in einem am Freitag online veröffentlichten Interview mit dem „Spiegel“.
Die CDU-Altkanzlerin sagte, sie habe sich „nicht groß Gedanken gemacht, dass mit mir als Frau eine tolle Symbolik verbunden wäre“. So sei es auch keine bewusste Strategie gewesen, wenig über ihr Frausein zu sprechen. „Ich wäre auch nie auf die Idee gekommen, täglich zu sagen: ‘Liebe Landsleute, ich wollte euch noch mal darauf hinweisen: Ich bin eine Frau’“, sagte die 70-Jährige.
In der DDR sei sie die einzige Wissenschaftlerin in ihrer Arbeitsgruppe gewesen, „außer mir gab es nur noch eine Sekretärin“. „Ich bewegte mich deshalb ganz natürlich zwischen vielen Männern“, sagte Merkel.
Zum Auseinanderbrechen der Ampel-Koalition und den folgenden gegenseitigen Beschuldigungen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und dem von ihm entlassenen Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sei ihr spontaner Gedanke gewesen: „Männer!“ Es sei aus ihrer Sicht typisch männlich, Dinge zu persönlich zu nehmen. „Das sollte man in der Politik tunlichst vermeiden“, sagte Merkel, deren politischen Memoiren unter dem Titel „Freiheit“ am Dienstag erscheinen.