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Menschenrechtsgruppen fordern Konzept für Göttinger Gebeine

Die Universität Göttingen steht wegen der Schließung ihrer Anthropologischen Sammlung in der Kritik. Die Sammlung werde im Februar 2026 geschlossen, obwohl bislang kein menschenrechtskonformes Konzept für den Umgang mit den dort verwahrten menschlichen Gebeinen gebe, teilte die Menschenrechtsorganisation „Gesellschaft für bedrohte Völker“ (GfbV) am Mittwoch mit. Zuvor hatten Organisationen wie die Ovaherero Genocide Foundation und Göttingen Postkolonial kritisiert, dass unklar sei, was mit den mehr als 1.300 menschlichen Überresten aus kolonialen Kontexten geschehe.

Die in der Sammlung aufbewahrten menschlichen Gebeine seien größtenteils während der Kolonialzeit vor mehr als 200 Jahren unrechtmäßig nach Deutschland gebracht worden, sagte GfbV-Referentin Laura Mahler. „Es handelt sich um Menschen, denen Gewalt angetan wurde, unter ihnen auch Opfer des Völkermordes an den Ovaherero und Name.“ Die Nachfahren hätten das Recht auf Rückführung, Würde und Mitbestimmung: „Ihre Ahnen sind keine Forschungsobjekte.“

Die Organisationen befürchten, dass eine mögliche Zerschlagung der Sammlung oder ungeordnete Verlagerung die Provenienzforschung und die Suche von Angehörigen „massiv erschweren“ würde. Die Universität müsse vollständige Transparenz über den Verbleib der Gebeine schaffen und vor der Schließung der Sammlung ein Rückführungskonzept vorlegen. Die Einrichtung müsse ihrer historischen, ethischen und menschenrechtlichen Verantwortung gerecht werden.