Mehr als zwei Drittel der Menschen in Deutschland bevorzugen einer Umfrage zufolge eine schnellere Terminvorgabe bei Fachärzten vor dem Recht auf freie Arztwahl. 68 Prozent von insgesamt fast 8.600 Befragten sprechen sich nach Angaben des AOK-Bundesverbands für frühere Termine aus. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hatte die repräsentative Umfrage im Auftrag der AOK vorgenommen.
Ebenfalls 68 Prozent befürworten demnach, in der Gesundheitsversorgung mehr Aufgaben von Ärztinnen und Ärzten auf Pflegekräfte und medizinische Fachangestellte zu übertragen. 56 Prozent der gesetzlich Versicherten unter den Befragten gaben an, schon einmal bei der Terminvergabe im Vergleich zu Privatpatienten diskriminiert worden zu sein. 17 Prozent aus derselben Gruppe berichteten davon, schon einmal nur deswegen zeitnah einen Termin erhalten zu haben, weil sie zusätzlich oder alternativ eine medizinische Leistung gebucht hatten, die sie aus eigener Tasche bezahlen mussten.
Im Koalitionsvertrag haben SPD und Union vereinbart, ein sogenanntes Primärarztsystem einzuführen. Dabei sollen Patientinnen und Patienten nicht mehr eigenständig Fachärzte aufsuchen, sondern grundsätzlich zunächst ihre Haus- oder Kinderärzte. Diese sollen dann gegebenenfalls einen Bedarf für einen Facharzttermin feststellen und diese Termine zeitnah vermitteln.
Die AOK-Vorstandsvorsitzende Carola Reimann sagte, die Ergebnisse der Forsa-Umfrage sollten „der neuen Regierung Mut machen, das Primärversorgungssystem durch echte Strukturreformen konsequent umzusetzen“. Ein Primärarztsystem könne die Zahl überflüssiger und doppelter Untersuchungen reduzieren und die Situation bei der Terminvergabe für Kassenpatienten entspannen.