Artikel teilen:

Mehr Jugend und neue Gemeindeformen

Debatte über alternative Kirchensteuerverteilung geplant

DÜSSELDORF – Mehr Einfluss für die Jugend, neue Formen von Kirchengemeinde und eine gerechtere Verteilung der Kirchensteuereinnahmen: Mit diesen und weiteren Reformen will sich die Evangelische Kirche im Rheinland für eine Zukunft mit weniger Mitgliedern und weniger Geld fitmachen. Diskutiert werden die Änderungen bei der nächsten Landessynode der zweitgrößten deutschen Landeskirche vom 6. bis 11. Januar in Bad Neuenahr. Zuvor tagt ab dem 4. Januar erstmals eine Jugendsynode mit über hundert Delegierten.
„Das ist eine Uraufführung, auf die wir ein bisschen stolz sind“, sagte der Präses der rheinischen Kirche, Manfred Rekowski, in Düsseldorf. Der partizipative Ansatz der Jugendsynode ist nach Angaben der Kirchenleitung einmalig innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Die Jugendsynode setzt sich aus je 50 Delegierten der Landessynode und der evangelischen Jugend zusammen. Hinzu kommen zehn Jugendliche und junge Erwachsene von Studierendengemeinden, landeskirchlichen Schulen, der ehrenamtlichen Konfirmandenarbeit und ökumenischen Gästen. Die Mitglieder befassen sich unter anderem mit Jugendarmut und dem Umgang mit Flüchtlingen an den EU-Außengrenzen. Die Beschlüsse beschäftigen anschließend die Landessynode.
Das oberste Organ der über 2,5 Millionen Protestanten zwischen Niederrhein und Saar will insbesondere neue Formen kirchlicher Arbeit voranbringen. Vorgesehen ist ein Fördertopf von jährlich 500 000 Euro, aus dem in den kommenden zehn Jahren Projekte in „Erprobungsräumen“ unterstützt werden. „Wir wollen Innovationen stärken und nicht etwas an den Tropf hängen, das sich überlebt hat“, betonte Vizepräses Christoph Pistorius.
Kontroverse Debatten werden über die Verteilung der Kirchensteuereinnahmen auf die künftig noch 37 rheinischen Kirchenkreise erwartet. Vorgeschlagen ist eine gleichmäßige Verteilung nach Zahl der Mitglieder, um finanzielle Schieflagen auszugleichen. Einige Kirchenkreise vor allem in Ballungsräumen bekämen dann künftig weniger Geld und ärmere Kirchenkreise in ländlichen Gebieten mehr. Die Landessynode soll klären, ob diese Reform mehrheitlich gewollt wird. Eine endgültige Entscheidung würde dann 2020 fallen.
Reformen werden auch für die Landessynode selbst angestrebt. Erwogen wird etwa, künftig zweimal jährlich und dafür kürzer zu tagen. Bislang trifft sich die Synode einmal im Jahr eine Woche lang.
Zeit für die Veränderungen erhält die Landeskirche durch die weiter steigende Kirchensteuer. Für 2018 wird mit einem Verteilbetrag von 737 Millionen Euro gerechnet, 22 Millionen Euro mehr als ursprünglich angenommen. Für kommendes Jahr kalkuliert Finanzdezernent Bernd Baucks mit einem weiteren Anstieg auf 744 Millionen Euro. Grundlage ist ein geschätztes Brutto-Kirchensteueraufkommen von knapp 930 Millionen Euro in diesem und 948 Millionen Euro im kommenden Jahr. epd