Spätestens im November, noch ehe der erste Nachtfrost kommt, sollte man den Garten und Balkon winterfest machen. Nimmt man sich dafür nicht die Zeit oder ist zu spät dran, kann viel kaputt gehen und im nächsten Jahr nicht wieder wachsen und blühen. Die investierte Zeit lohnt sich also und belohnt einen im nächsten Jahr mit einem schönen Platz im Freien, der zum Verweilen und Entspannen einlädt. Hier kann man dann Leben in Fülle genießen.
Parallelen zwischen der Natur und der Seele
Dabei kann die Arbeit im Garten oder auf dem Balkon weit mehr als eine rein körperliche Tätigkeit sein, die nur die Pflanzen im Blick hat. Die Beschäftigung in und mit der Natur kann auch die Aufmerksamkeit nach innen lenken. Während man damit beschäftigt ist, die Wege und den Rasen vom Laub zu befreien, könnte die Frage für das eigene Leben lauten: Was hat sich bei mir in der letzten Zeit angesammelt und möchte losgelassen werden – wie die Blätter, die von den Bäumen segeln?
Im Herbstwind fallende Blätter sind ein schöner Anblick. Vielleicht gibt es auch im eigenen Leben Dinge und Gewohnheiten, die auf den ersten Blick schön aussehen und gut tun, auf Dauer aber in bestimmter Hinsicht gar nicht so gesund sind. Das können Genussmittel sein, die man mehr und mehr konsumiert, das kann der Umgang mit Menschen sein, die einem nicht guttun, oder das längere Schlafen am Morgen, das dann dazu führt, dass der Start in den Tag stressiger wird.
Ein Blick nach innen kann helfen zu klären, was vielleicht wie die Blätter auf die eigene Seele gefallen ist und diese nun zudeckt. Denn wie beim Laub, so gilt es auch bei neuen Verhaltensweisen: Mitunter sind sie eher schädlich. Und wer das Laub über Winter auf dem Rasen liegen lässt, der bekommt im nächsten Jahr einen fleckigen Rasen; rutschige Blätter auf dem Gehweg können einen Sturz verursachen. Ähnlich können ungute Gewohnheiten verhindern, dass das Leben wachsen kann oder dazu führen, dass man „ausrutscht“. Dann ist es gut, diese Verhaltensweisen zusammenzukehren und den Abfall zu nutzen.
Denn die Blätter, die auf Rasen und Gehweg eher unerwünscht sind, haben auch gute Seiten. Auf Gartenbeeten kann das Herbstlaub als Frostschutz dienen: Blätter bilden eine natürliche Isolationsschicht. Altes Laub kann in einer Ecke des Gartens ein Winterquartier für Igel und andere kleine Lebewesen sein. Im übertragenen Sinn können auch manche Dinge des Lebens „auf einem Haufen“ hilfreich sein. Anstatt jeden Abend gedankenlos günstige Schokolade zu essen oder billigen Wein zu trinken, kann es förderlich sein, auf leckere Pralinen oder einen guten Tropfen zu sparen und dafür seltener aber bewusst zu genießen.
Auf dem Balkon gilt es derweil, die Kübelpflanzen zurückzuschneiden und winterfest zu machen. Vielleicht gibt es auch etwas im meinem Leben, das ich „zurückschneiden“ möchte. Was gilt es abzugeben, wo wäre es gut, kürzerzutreten? Das kann im beruflichen Kontext sein oder im ehrenamtlichen Engagement. So wie die Pflanzen den Schnitt brauchen, um wieder kraftvoll austreiben zu können, so braucht das ei-gene Leben immer wieder eine Neuausrichtung. Deshalb ist es gut, ab und an zu überprüfen, was entfernt werden soll.
Empfindliche Pflanzen müssen vor dem Winter ins Haus geholt oder gegen den Frost gut verpackt werden. Auch in der eigenen Seele muss vielleicht etwas mehr nach innen geholt oder gegen die Außenwelt geschützt werden. Da kann es sein, dass es Erfahrungen aus der vergangenen Wachstumsperiode gibt, die erst noch geschützt, angeschaut und verarbeitet werden müssen. Hier ist es gut, diese vor der Außenwelt zu schützen, manche Dinge vielleicht ruhen zu lassen oder für sich selber daran zu arbeiten. Manchmal brauchen Gedanken und Entscheidungen auch etwas Zeit, um in aller Ruhe reifen zu können, ehe sie dann ausbrechen und zu neuem Leben streben.