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Medikamententests bei Heimkindern in NRW

KÖLN/BIELEFELD – In Nordrhein-Westfalen sind nach bisherigen Erkenntnissen fünf Einrichtungen von Medikamententest an Heimkindern betroffen. Die Tests sollen zwischen den 1950er und 1970er Jahre durchgeführt worden sein – offenbar gegen den Willen der Kinder. Bekanntgeworden ist die Affäre durch eine Doktorarbeit der Pharmazeutin Sylvia Wagner, die ermittelt hatte, dass Pharmafirmen bundesweit in rund 50 Kliniken – zumeist Kinder- und Jugendpsychiatrien – Medikamente an Heimkindern getestet hatten. Dabei wurden unter anderem ein Neuroleptikum verabreicht oder ein Impfstoff gegen Pocken getestet.
In Nordrhein-Westfalen sind laut der Recherchen unter anderem das Franz Sales Haus in Essen und die Rheinische Landesklinik für Jugendpsychiatrie in Viersen-Süchteln betroffen. Auch die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel haben eingeräumt, dass in der damaligen Teilanstalt Bethel Psychopharmaka des Arzneimittelherstellers Merck verabreicht wurden. Den Angaben zufolge wurden 38 Patienten, die an Epilepsie litten, mit dem Medikament Encephabol behandelt. Allerdings habe das Medikament „keine eindeutigen Besserungen“ erbracht. Die Tests wurden offenbar in den 1950er Jahren durchgeführt.
Bethel kündigten an, den Sachverhalt mit der gebotenen Sorgfalt und Gründlichkeit aufklären zu wollen. „Diese Aufarbeitung wird ebenso transparent und kritisch erfolgen wie die Forschung zu unserer Geschichte während der Kriegs- und Nachkriegszeit“, sagte der Vorstandsvorsitzende Pastor Ulrich Pohl. epd