Nach einer Waffenruhe und Freilassungen von Geiseln und Gefangenen heißt es Warten auf neue Signale der Entspannung im Nahost-Krieg. Doch viel Anlass zur Hoffnung gibt es derzeit nicht – trotz hochkarätiger Unterhändler.
Während die Angehörigen der von der Terrorgruppe Hamas verschleppten Geiseln immer neuen Druck auf die israelische Regierung ausüben, sich um weitere Freilassungen zu bemühen, scheinen die Verhandlungen derzeit ausgesetzt. Israels Kriegskabinett habe das Angebot von Geheimdienst-Chef David Barnea, zu weiteren Verhandlungen über Geiselbefreiungen nach Katar zu reisen, abgelehnt, melden israelische Medien am Donnerstag.
Die Familien der noch 138 festgehaltenen Geiseln äußerten sich “schockiert” über diese Ablehnung und forderten die Regierung zur sofortigen Rückkehr zu Verhandlungen auf, wie das Forum “Abducted and Missing Families” erklärte. Die Familien glaubten, dass jeden Abend Geiseln von Hamas-Terroristen ermordet würden.
Unterdessen berichteten Medien aus Katar, die israelische Regierung habe bei Ägypten um die Aufnahme neuer Verhandlungen über eine Geiselbefreiung nachgefragt. Zudem soll es um einen humanitären Waffenstillstand gehen, genauso wie in der vorherigen Vereinbarung durch Vermittlung von Katar, Ägypten und den USA.
Nach Presseberichten aus Jordanien will die Hamas in einer möglichen nächsten Verhandlungsrunde hochkarätige palästinensische Häftlinge von Israel freipressen, die ein politisches Gegengewicht zur Palästinenserregierung unter Mahmud Abbas bilden und ihn ablösen könnten. Dazu gehöre insbesondere Marwan Barghouti, der seit Jahren wegen Beteiligung an mehreren Anschlägen in Israel zu mehrmals lebenslänglich verurteilt ist, und der immer wieder als möglicher Nachfolger von Abbas im Gespräch war. Der Schritt ziele darauf ab, eine neue Realität im Westjordanland zu schaffen und die derzeitige palästinensische Führung durch Hamas-freundliche Kandidaten zu ersetzen, so die Berichte.
Mit Spannung wurde für Donnerstag der Besuch von US-Sicherheitsberater Jack Sullivan in Israel erwartet, der mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und dem Kriegskabinett über die nächsten Kampfphasen gegen die Hamas in Gaza sprechen will. Dabei dürfte es insbesondere um einen Zeitplan für den Krieg und um Perspektiven für die Zeit in Gaza nach dem Krieg gehen, so israelische Medien.
US-Präsident Joe Biden hatte zuletzt unterschiedliche Signale Richtung Israel gesandt. Zum einen warnte er, dass Israels Luftangriffe in Gaza zu einem Verlust der internationalen Unterstützung im Krieg gegen die Hamas führen könnten. Zugleich sagte er dem Land seine Unterstützung und umfangreiche Waffenlieferungen zu.