Die scheidende MDR-Intendantin Karola Wille sogt sich um die Pressefreiheit in Deutschland. „Das mediale Klima ist in den zurückliegenden Jahren deutlich rauer geworden“, sagte sie am Montag in Leipzig. Es beschäftige sie, „wie schwer es im politischen Raum an verschiedenen Stellen geworden ist, die grundlegenden verfassungsrechtlichen Vorgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wachzuhalten“.
Wille wurde vom MDR-Rundfunkrat als Intendantin verabschiedet. Die 64-jährige Juristin geht nach zwölf Jahren an der Spitze der Drei-Länder-Anstalt zum 31. Oktober in den Ruhestand. Nachfolger ist der bisherige Verwaltungsdirektor Ralf Ludwig. Er tritt sein Amt am 1. November an.
Wille verwies mit Sorge darauf, dass Journalistinnen und Journalisten in ganz Deutschland auf Demonstrationen oder im Netz physisch und psychisch bedroht, sogar angegriffen werden. Es beschäftige sie auch, dass Deutschland in diesem Jahr in der weltweiten Rangliste der Pressefreiheit um weitere fünf Plätze auf Rang 21 herabgestuft worden sei.
Wille ist die erste ostdeutsche Frau an der Spitze einer ARD-Medienanstalt. Der MDR-Rundfunkratsvorsitzende Dietrich Bauer würdigte die 64-Jährige als eine „engagierte Juristin“ mit der „Fähigkeit, Menschen zu begeistern“. Unter anderem habe sie sich für Teilhabe eingesetzt, sagte Bauer.
Der Direktor des MDR-Landesfunkhauses Sachsen, Sandro Viroli, dankte Wille für den „Blick über den Tellerrand“, etwa bei Produktionen über Mittel- und Osteuropa sowie bei Kooperationen mit tschechischen und polnischen Medienschaffenden, einer journalistischen Zusammenarbeit über Grenzen hinweg.